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Hat viele Ideen für seine Staatsoper: Bogdan Roščić.

Foto: REUTERS/Leonhard Foeger

Kommenden Sommer wird Bogdan Roščić sein neues Amt als Direktor der Wiener Staatsoper antreten. Seine erste Spielzeit stehe "ganz im Zeichen einer Auseinandersetzung mit dem, was Repertoireoper heute bedeutet, und natürlich konkret mit dem Repertoire der Wiener Staatsoper", sagt er. "Und einige der wichtigsten und beliebtesten Werke der Literatur, jene also, die ein Repertoiretheater besonders viel spielen muss, brauchen in Wien einfach eine neue Umsetzung, darüber herrscht am Haus eigentlich völliger Konsens. Zur Vermeidung von Missverständnissen: Das hat nicht unbedingt mit dem Alter der bestehenden Produktionen zu tun. Aber es geht auch um das gespielte Repertoire selbst. Jede Direktion macht sich da ihre Gedanken und entwickelt weiter. So verfügt das Haus zum Beispiel nicht über alle Hauptwerke von Mozart und hat bei Klassikern des 20. Jahrhunderts Lücken im Repertoire."

Erste Erneuerung durch Übernahmen

Diese Erneuerung will Roščić beschleunigen, indem er – wie schon angekündigt – existierende Produktionen von internationalen Häusern einkauft "und für das Repertoire der Staatsoper neu erarbeitet". Auf diese Art "kommen einige exemplarische Inszenierungen in das Repertoire der Staatsoper, und so werden auch einige der wichtigsten Opernregisseure ihr Debüt am Haus geben", so Roščić.

Das Alter einer Produktion mache jene "weder unantastbar noch per se schlecht", findet Roščić: "Mit den Jahrzehnten steigt natürlich der Rechtfertigungsdruck, weil die Welt um das Theater herum nicht stehen bleibt. Aber im Umgang mit solchen Inszenierungen liegt auch eine Verantwortung. Man kann über die Wallmann-Tosca lästern, aber sie hat immer noch Größe. Nicht, weil altgediente Staatsopern-Besucher wie ich mit ihr Jugenderinnerungen verbinden, sondern weil Frau Wallmann eine bemerkenswerte Persönlichkeit war und ihr damals ein echter Wurf gelungen ist. Ich habe in den letzten Jahren ungefähr zehn neue Tosca-Inszenierungen gesehen, die nicht einmal in die Nähe der Qualität von Wallmann kommen."

Bewegung im Ensemble

Aus formalen gründen tritt Roščić sein Amt nicht erst im September, sondern schon früher als geplant mit 1. Juli an. Der Wechsel im Ensemble werde "relativ groß" sein, auch aufgrund des neu zu gründenden Opernstudios für ganz junge Sänger. Zu Philippe Jordan als seinem Musikdirektor sagt Roščić, es "gibt ja zunächst einmal eine natürliche Arbeitsteilung durch seine Rolle als Dirigent und meine als Direktor des Theaters. Aber wir haben gemeinsame Verantwortung für den musikalischen Bereich, dem abseits aller Opern-Polemiken immer wichtigsten eines Musiktheaters. Dessen Qualität in jedem einzelnen Punkt und jeder Personalentscheidung zur höchstmöglichen zu machen, das ist das völlig logische gemeinsame Ziel."

Auch wenn Roščić etwa mit Teodor Currenztis' musicAeterna auch Fremdorchester ans Haus holen will, wird sich an der Rolle des Staatsopernorchesters "überhaupt nichts" ändern. "Für bestimmte Werke werden seit Jahren Fremdorchester geholt. Das wird auch in Zukunft so sein. Aber das sind einzelne, musikalisch begründete Ausnahmen. Weder strebe ich etwas anderes an, noch wäre es ökonomisch möglich." (APA, red, 27.12.2019)