Auf den griechischen Inseln leben Migranten in völlig überfüllten Lagern.

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Athen – Über Weihnachten sind nach griechischen Angaben 204 Migranten aus Booten in der Ägäis aufgegriffen worden. Die Menschen seien von der türkischen Küste aus in Richtung der nur wenige Kilometer entfernten griechischen Inseln gestartet, teilte die Küstenwache am Freitag mit. Es seien sowohl Boote der griechischen Küstenwache wie auch der europäischen Grenzschutzagentur Frontex im Einsatz gewesen.

Die Gesamtzahl der irregulären Grenzübertritte an den EU-Außengrenzen ist nach Frontex-Angaben 2019 jedoch stark gesunken. Bis Jahresende dürften rund 120.000 illegale Einreisen in die EU gezählt werden, sagte Frontex-Direktor Fabrice Leggeri der deutschen Zeitung "Welt". Im Vergleich zum Vorjahr sei das ein Rückgang um rund zehn Prozent.

4.000 unbegleitete Kinder auf griechischen Inseln

"Die Zahlen sind aktuell zwar geringer, der Migrationsdruck nach Europa bleibt aber gewaltig", sagte Leggeri. Ein Problem seien Flüchtlinge, die innerhalb des Schengen-Raums reisen und mehrere Asylanträge stellen.

Problematisch ist die Situation auch schon seit einiger Zeit in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos. Nach Angaben des griechischen Bürgerschutzministeriums sind dort mehr als 42.000 Migranten untergebracht. Ausgelegt sind die Anlagen jedoch nur für 7.500.

Griechenland hat zuletzt wiederholt Unterstützung der EU gefordert. Die EU-Staaten können sich jedoch seit Jahren nicht auf einen Verteilungsmechanismus für Flüchtlinge einigen. An einem entsprechenden Gipfel in Malta beteiligten sich neben dem Gastgeberland nur Italien, Frankreich und Deutschland. Ende vergangener Woche entfachte der deutsche Grünen-Chef Robert Habeck eine Debatte, indem er sich dafür starkmachte, dass Deutschland bis zu 4.000 Kinder von den griechischen Inseln aufnehmen soll. Bei diesen Kindern handelt es sich um unbegleitete Minderjährige, die ohne Begleitpersonen in den griechischen Lagern leben.

Asselborn warnt vor Alleingängen

Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn warnte diesbezüglich vor Alleingängen. "Sonst kommen wir in dieser Frage nie grundsätzlich voran", sagte er dem "Spiegel". "Für jede Million Einwohner der EU sind das (die 4.000 Kinder, Anm.) genau neun Menschen. Ihre Aufnahme ist für niemanden ein Kraftakt, wenn alle Staaten mitziehen."

Während die meisten Migranten in diesem Jahr über die Ägäis nach Europa gelangten, hat sich die Zahl der Migranten, die Italien auf dem Seeweg erreichten, im Vergleich zu 2018 halbiert. Gegenüber 2017 ergibt sich sogar ein Rückgang um gut 90 Prozent, geht aus einer neuen Statistik des italienischen Innenministeriums hervor. (red, APA, 27.12.2019)