Wenn Unternehmen über Fachkräftemangel klagen, stehen Arbeitnehmervertreter Gewehr bei Fuß: Die Betriebe seien nur auf den Zuzug billiger Arbeitskräfte aus, heißt es dann. Da ist was dran, trotzdem greift der Ansatz zu kurz. Denn: Viele Arbeitslose leben am falschen Ort und/oder verfügen nicht über die gesuchte Qualifikation – Experten nennen das Mismatch. Umschulungen und Erhöhung der Mobilität sind zwar richtige Maßnahmen, können aber die bestehende Lücke nicht schließen.

Köche sind bundesweit Mangelberufe.
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Dazu kommt: Der Fachkräftemangel wird sich verstärken, weil die Differenz zwischen Personen, die in den Arbeitsmarkt eintreten, und jenen, die in Pension gehen, ständig wächst. Österreich muss sich also schon aus demografischen Gründen im Ausland nach Fachkräften umschauen. Dass nun die Mangelberufsliste deutlich ausgeweitet wurde, ist da nur eine logische Konsequenz der Gegebenheiten, noch dazu keine allzu relevante. Denn sie betrifft nur Personen aus Drittstaaten, und aus diesen Ländern hat es in der Vergangenheit – im Unterschied zur Migration aus EU-Ländern – keinen massiven Zuzug gegeben.

Die Forderung nach besserer Bezahlung hat etwas für sich, vor allem in Branchen mit Niedriglöhnen wie dem Tourismus. Für einen Hungerlohn zu schuften ist keine allzu tolle Aussicht. Es sollten sich also auch die Arbeitgeber bewegen, sonst bleibt der Vorwurf des Lohndumpings im Raum stehen. (Andreas Schnauder, 27.12.2019)