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Die "Pieps", wie die LVS-Geräte in Österreich (unabhängig von der Erzeugerfirma) im Volksmund genannt werden, sind digitalisierte Mehrantennengeräte mit enormen Reichweiten.

Foto: APA / Barbara Gindl / picturedesk.com

Ein Schnalzer, der Hang zerbricht in Sekundenbruchteilen in tausende Schollen, und hunderte Kubikmeter tonnenschwerer Schnee rauschen talwärts. Aus so einem Schneebrett zu entkommen ist kaum oder, wenn, nur mit viel Glück möglich; der Skifahrer oder der Boarder wird von den Schneemassen begraben. Von den möglichen Verletzungen durch Schneedruck oder in der Lawinenbahn liegende Hindernisse abgesehen: Es droht der Erstickungstod.

Jetzt zählt jede Sekunde. Statistisch gesehen sind die Überlebenschancen in den ersten 15 Minuten relativ hoch. Danach hat man sehr rasch ganz schlechte Karten. Der junge Steirer, der diese Woche mehrere Stunden unter einem Lawinenkegel überlebte, gehört in die Kategorie Wunder.

Der Verschüttete muss also schnell gefunden und ausgegraben werden. Das können aber nur zum Zeitpunkt des Lawinenunfalls Anwesende. Bis Bergrettung und Hundestaffel da sind, vergeht trotz Helikopterunterstützung zu viel Zeit.

Erste Experimente mit Geräten vor mehr als 50 Jahren

Schon vor mehr als 50 Jahren begann die Schweizer Armee daher mit vom Lawinenforschungsinstitut Davos entwickelten Geräten zu experimentieren, die einem einfachen Prinzip folgten: Der Verschüttete trägt einen Sender, der Suchende einen Empfänger, um den Verunglückten zu orten. Im Normalbetrieb sendet das Gerät ein Funksignal, im Notfall kann es von den Nichtverschütteten auf Empfang umgestellt werden.

Diese Lawinenverschüttetensuchgeräte funktionierten, und bereits in den 1970er-Jahren gingen sie in Serie. Anfangs konnte die Nähe zum Sender nur über die Lautstärke eines Signaltons festgestellt werden, zudem gab es in Europa zwei nichtkompatible Frequenzen.

Solche Schwächen sind längst behoben: Die "Pieps", wie die LVS-Geräte in Österreich (unabhängig von der Erzeugerfirma) im Volksmund genannt werden, sind digitalisierte Mehrantennengeräte mit enormen Reichweiten, in jedem Sportartikelgeschäft erhältlich und neben Lawinensonde und -schaufel das Rettungstool schlechthin. Was nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass im Ernstfall nur ein geringer Prozentsatz der "Pieps"-Träger auch erfolgreich suchen könnte. Es fehlt die Übung.

Dennoch: Gemeinsam mit besseren Lawinenlageberichten, mehr Ausbildung und dem Ausbau der Flugrettung haben die LVS-Geräte wesentlich dazu beigetragen, dass die Zahl der Lawinentoten im Jahresschnitt in Österreich von ursprünglich 25 langsam zurückgeht. (Thomas Neuhold, 27.12.2019)