Der Wikileaks-Gründer lebte von 2015 bis April 2019 in der ecuadorianischen Botschaft in London

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Bereits im November erstattete der NDR eine Strafanzeige gegen die ecuadorianische Botschaft in London. Sie soll Wikileaks-Gründer Julian Assange und seinen Besuch, darunter Ärzte, Anwälte und deutsche Journalisten, überwacht haben.

In welchem Ausmaß die Überwachung geschah, erläuterte Andy Müller-Maguhn in seinem Vortrag bei dem 36. Chaos Communication Congress (kurz: 36C3) in Leipzig. Der ehemalige Sprecher des Chaos Computer Clubs referierte über die technischen Aspekte der Überwachung Assanges.

Für CIA spioniert

Von 2012 bis April 2019 lebte Assange in der ecuadorianischen Botschaft in London. Einem Bericht von Golem über den Vortrag Müller-Maguhns zufolge, ist 2015 die spanische Firma Undercover Global mit der Sicherheit Assanges beauftragt worden. David Morales, Chef des Unternehmens, scheint jedoch mehreren Auftraggebern gedient zu haben – die spanische Tageszeitung El Pais berichtete im September, dass das Sicherheitsunternehmen ausführliche Aufzeichnungen aus der Botschaft an den US-Geheimdienst CIA übermittelt habe. Die Vorwürfe werden zurzeit vom spanischen Gericht geprüft.

Rauschgenerator und Laser-Mikrofone

Müller-Maguhns Vortrag zufolge habe das Sicherheitsunternehmen Undercover Global monatlich 200.000 US-Dollar für die Überwachung Assanges erhalten. Folglich wurde auch das Equipment der Firma stark verbessert, berichtet Heise. Während bis Ende 2017 nur visuelles Material gesammelt werden konnte, seien die Überwachungskameras der Botschaft zusätzlich mit leistungsstarken Mikrofonen ausgestattet worden. Auch Einrichtungsgegenstände wie Feuerlöscher habe man verwanzt. Laut El Pais wurde auch das Damen-WC abgehört, da es zu einem Rückzugsort für Gespräche zwischen Assanges Anwälten geworden war.

Gegen potenzielle Überwachung wusste sich Assange zu schützen, denn er verwendete laut Müller-Maghun einen Rauschgenerator, der Audioaufnahmen stören sollte. Um diese Maßnahme zu umgehen, habe die Sicherheitsfirma spezielle Folien an den Fensterscheiben der Räume angebracht, die die Verwendung von Laser-Mikrofonen ermöglichten.

24 Stunden Überwachung

In seinem Vortrag zeigte Müller-Maguhn geleakte Videoaufnahmen der Überwachungskameras, die Assange 24 Stunden lang filmten. Müller-Maguhn selber war in den Videoaufnahmen zu sehen, da er den Wikileaks-Gründer als guten Bekannten öfter besuchte. Auch Mitschnitte von Feiern oder dem Alltag in der Botschaft spielte Müller-Maguhn vor Ort ab.

Videoaufnahmen aus der ecuadorianischen Botschaft zeigen Julian Assange bei einem Treffen mit seinen Anwälten
EL PAIS

Vermuteter Streaming-Zugang für CIA

Ende 2017 habe Undercover Global damit begonnen, die Überwachungsaufnahmen zu streamen. Auf dem 36C3 berichtet Müller-Maguhn, dass es drei Zugänge für diesen Stream gab: "einen für Ecuador, einen für uns und einen für X", hieß es in E-Mails von David Morales an seine Mitarbeiter. Laut El Pais und Müller-Maguhn seien mit ‘X’ "unsere amerikanischen Freunde" gemeint, das ergebe sich aus weiteren E-Mails Morales'. (hsu, 28.12.2019)