Frankfurt am Main/Frankfurt – Nach einem Entgegenkommen der Lufthansa-Tochter Germanwings an ihr Bordpersonal hat in der Nacht auf Montag der angedrohte Streik der Flugbegleiter begonnen. Das bestätigte der Sprecher der deutschen Luftbegleiter-Gewerkschaft Ufo am Montagmorgen. Bis inklusive des Neujahrstags wird die Arbeit niedergelegt. Insgesamt 176 hauptsächlich innerdeutsche Flüge entfallen. Aber nicht nur, wie der Wiener Flughafen bestätigte: Auch acht Verbindungen von oder nach Wien der Marke Eurowings, für die Germanwings Flüge durchführt, werden gestrichen.

Von dem dreitägigen Streik bei der Lufthansa-Tochter Germanwings über den Jahreswechsel sind auch acht Wien-Flüge betroffen.
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Flughafen-Sprecher Peter Kleemann zufolge entfallen am Montag vier von 50, am Tag darauf vier von 32 Eurowings-Flügen von oder nach Wien. Er empfahl Passagieren, sich bei der Fluglinie über den Status der gebuchten Verbindungen zu informieren. Wie viele und welche Verbindungen am Neujahrstag betroffen sein werden, blieb zunächst offen. Außer Wien ist keine österreichische Destination betroffen.

Der Streik bei Germanwings führe im gesamten Eurowings-Flugplan zu rund 15 Prozent Flugausfällen, sagte eine Unternehmenssprecherin der dpa. "Von geplanten 1.200 Flügen im Streikzeitraum werden über 1.000 durchgeführt." Der Eurowings-Sprecher Matthias Eberle meinte am Montag im ZDF-"Morgenmagazin", dass die Airline von einem geregelten Flugbetrieb ausgehe. Viele Fluggäste seien auf andere Flüge umgebucht worden

Hintergrund des dreitägigen Ausstands ist ein Konflikt um Teilzeitregelungen. Kurz vor der geplanten Arbeitsniederlegung war Germanwings dem Kabinenpersonal im Kernthema entgegengekommen, indem der Tarifvertrag Teilzeit der Lufthansa sofort und in vollem Umfang offeriert wurde. Nach Ansicht der Fluggesellschaft Eurowings entbehrt nach diesem Angebot der angekündigte Streik "der von Ufo formal angeführten Grundlage", wie das Unternehmen in einer Aussendung verkündete.

Weiteres Öl ins Feuer

Damit stand eine Absage des Streiks im Raum, allerdings nur für kurze Zeit. Nach einem Gespräch mit der Tarifkommission teilte die Gewerkschaft am Sonntag mit, dass sie keinen Grund sehe, die Arbeitsniederlegung aufzuheben. Ufo habe klare Forderungen gestellt, über die man auch bereit sei, weiterzuverhandeln. "Aber dazu kam leider keine Antwort außer dieser polemischen Pressemitteilung", hieß es in Anspielung auf die Eurowings-Aussendung.

Vielmehr goss Ufo in einem Schreiben an ihre Mitglieder weiteres Öl ins Feuer, indem sie mit einer Streikausdehnung drohte: Demnach fürchte die Gewerkschaft angesichts der Kommunikation des Managements, "dass drei Tage noch lange nicht genug sein werden". Seit drei Jahren kämpfe man nun schon um einen Teilzeit-Tarifvertrag, seitdem seien die Gespräche mit dem Mutterkonzern aber keinen Schritt vorangekommen. Eine Verlängerung des Streiks oder neue Arbeitsniederlegungen seien möglich, sagte der Ufo-Vize-Vorsitzende Daniel Flohr am Montag im ZDF-"Morgenmagazin". Erst einmal sei der Ausstand nur drei Tage bis einschließlich Neujahr geplant.

Umgang mit Gewerkschaft

Allerdings geht es bei dem Konflikt neben Löhnen und Arbeitsbedingungen dem Vernehmen nach auch um Grundsätzliches, nämlich um einen anderen Umgang der Lufthansa mit Ufo. In den vergangenen Monaten hatte der Airline-Konzern demnach die Spartengewerkschaft mit einer harten Strategie bekämpft. Dazu sollen auch Schadenersatzforderungen, Kündigungen und interne Personalverfahren gegen Ufo-Funktionäre gezählt haben.

Den letzten Schlagabtausch hatten sich die Kontrahenten erst im November geliefert. Im Zuge eines Warnstreiks bei vier Lufthansa-Töchtern sowie einer zweitägigen Arbeitsniederlegung bei der Kerngesellschaft Lufthansa waren etwa 1500 Flüge mit rund 200.000 betroffenen Passagieren ausgefallen. Wie es in diesem Machtkampf weitergeht, wird sich wohl erst im neuen Jahr zeigen. Weitere Streiks bei der Lufthansa-Gruppe werde man frühestens nach dem 2. Jänner verkünden, hieß es seitens der Gewerkschaft. (Alexander Hahn, 30.12.2019)