Hannes Reichelt wurde von der Stelvio-Piste brutal abgeworfen...

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...rutschte ins Fangnetz...

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...wo seine Fahrt schließlich endete.

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Für Abfahrer Hannes Reichelt ist die Saison vorzeitig vorbei. Der 39-jährige Salzburger erlitt bei seinem Sturz in der Abfahrt von Bormio am Samstag einen Riss des vorderen Kreuzbandes und einen knöchernen Ausriss des äußeren Kapselbandkomplexes am rechten Knie. Das gab der Österreichische Skiverband (ÖSV) Sonntagfrüh nach einer MRT-Untersuchung bekannt.

Reichelt wird noch am Sonntag in Innsbruck operiert. Er war bei der zweiten Weltcup-Abfahrt in Bormio im oberen Streckenteil in den Fangzaun gerutscht und musste anschließend mit dem Hubschrauber abtransportiert worden.

"Es ist durchaus ein Schock für ihn, genauso wie für uns alle", berichtete Herren-Trainer Andreas Puelacher nach einem Telefonat mit Reichelt am (heutigen) Sonntag im ORF. Was die Verletzung für die weitere Karriere des 39-Jährigen bedeute, wollte Puelacher nicht beurteilen.

Knie, Rücken, Dopingverdacht

"Das ist schwierig zu sagen. Der Hannes muss dann im Sommer entscheiden, ob er es noch einmal probiert oder es sein lassen wird. Wichtig ist, dass er die Therapie sehr professionell angeht", erklärte Puelacher.

Und darf bereits ein weiteres ÖSV-"Opfer" beklagen. Auch Christopher Neumayer hat sich bei den Rennen in Bormio einen Kreuzbandriss zugezogen. Der 27-jährige Salzburger erlitt am Sonntag bei seinem Sturz im Kombi-Super-G einen Riss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie und eine Impressionsfraktur des Schienbeinkopfes zu. Das ergab eine MRT-Untersuchung im Sanatorium Kettenbrücke in Innsbruck. Neumayer wird am Montag operiert.

Die letzte schwere Verletzung von Reichelt liegt einige Jahre zurück. 2014 platzte wenige Stunden nach der Olympianominierung der Traum von den Winterspielen in Russland. Der frischgebackene Gewinner der Hahnenkammabfahrt in Kitzbühel musste sich einer Bandscheibenoperation unterziehen. Im August 2018 zog er sich bei einem Fußball-Spiel im Trainingslager in Zermatt einen Bruch der großen Zehe des rechten Fußes zu.

Reichelt hat auch aktuell einen schwierigen Sommer hinter sich. Erst im Oktober und damit knapp vor Saisonstart stellte die Staatsanwaltschaft Innsbruck die Ermittlungen im Rahmen der "Operation Aderlass" gegen ihn ein. Die Vorwürfe eines ehemaligen nordischen Servicemannes, wonach Reichelt über einen ehemaligen österreichischen Langlauftrainer Dopingmittel bezogen hätte, bestätigten sich nicht. Der Athlet und Jung-Vater hatte stets seine Unschuld bekräftigt und litt unter den Verdächtigungen.

Rückkehr für Arzt nicht ausgeschlossen

Hannes Reichelts behandelnder Arzt Karl Golser berichtete, dass im Knie des Salzburgers das vorderer Kreuzband, die äußeren Bänder sowie der Meniskus außen und innen komplett gerissen sowie auch Knochenteile ausgerissen sind. "Die Rückkehr zum Spitzensport oder Alpinskifahren auf hohem Niveau ist vor einem Zeitraum von sechs Monaten medizinisch nicht möglich", sagte Golser im ORF-Interview.

Reichelt sei nach der gelungenen Operation bereits wieder optimistisch. "Er geht sehr gut damit um. Er ist guter Dinge und er blickt auch positiv in die Zukunft", meinte der Mediziner. Ein Comeback von Reichelt sei aus seiner Sicht machbar. "Vonseiten des Kniegelenkes gibt es kein Ausschlusskriterium, das eine Rückkehr zum Sport – wenn er das möchte – möglich ist." Wie Reichelt das sieht, könne er derzeit aber noch nicht einschätzen. (APA, red, 29.12.2019)

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Dieser Artikel wurde um 19.15 Uhr mit der genauen Diagnose der Verletzung von Christopher Neumayer ergänzt.