Das Volkstheater spielt ab 15. Jänner gleich nebenan im Museumsquartier (Halle E), Schauspieler weisen auf Plakaten den Weg.

Volkstheater/Montage

Es kommt nicht alle paar Tage vor, dass ein Theater mit über 200 festen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei laufendem Betrieb umzieht. Dem Volkstheater steht dies nun bevor. Das bereits seit Sommer generalsanierte Haus macht mit Jahresende Schluss in seinem Haupthaus am Arthur-Schnitzler-Platz und übersiedelt für dreieinhalb Monate in die Halle E im benachbarten Museumsquartier. Dort brechen am 15. Jänner mit David Schalkos Schwere Knochen die letzten hundert Spieltage der Ära Anna Badoras an.

Derjenige, der diesen Mammutschritt seit zehn Jahren kommen sieht und federführend mitvorbereitet, heißt Michael Mayrhofer und ist Technischer Direktor am Volkstheater. Seit über dreißig Jahren ist er am Haus. Neben Pressesprecherin Lena Fuchs und Regisseur Alexander Charim half er die meisten der folgenden Fragen zu beantworten.

Frage: Was ist technisch der größte Unterschied zwischen dem Volkstheater und der Halle E?

Antwort: Vor allem die Zuschauertribüne, die in der Halle E nicht rund ist, sondern breit und die eine größere Entfernung zum Publikum erzeugt. Das Volkstheater hat eine Portalbühne, was die Bühne kleiner wirken lässt. Dabei ist die Halle E weder höher noch breiter, sie ist aber wesentlich tiefer. Diese Hinterbühnenfläche nützt das Volkstheater fürs Lagern und für fehlende Garderoben.

Frage: Wird die Halle E räumlich zur Gänze genützt?

Antwort: Nein, es werden zwei Drittel bespielt, das sind etwas mehr als 540 Plätze, erweiterbar auf 700. Mehr ist aus Gründen der Distanz zwischen Bühne und den hintersten Reihen nicht ratsam.

Frage: Gibt es auch Vorteile in der Halle E?

Antwort: Ja. Der ebenerdige Zugang zur Bühne erleichtert die Anlieferung von Bühnenbildern.

Kay Voges übernimmt das renovierte Haus ab Januar 2021.
Foto: APA

Frage: Welche Stücke werden in die Halle übernommen?

Antwort: Drei Stücke aus dem Repertoire werden übernommen: Der gute Mensch von Sezuan,Wer hat meinen Vater umgebracht und Peer Gynt. Eröffnet wird mit der Neuproduktion Schwere Knochen von David Schalko am 15. Jänner. Die jeweiligen Inszenierungen wurden von den Leitungsteams bereits auch für die Halle E konzipiert. Im Februar kommt noch die Uraufführung Schuld & Söhne von Christine Eder und Eva Jantschitsch dazu.

Frage: Gibt es Nachteile?

Antwort: Ja. Es gibt in der Halle E keinen Schnürboden, der zum Aufhängen und Wegschieben von Bühnenelementen notwendig wäre. Es gibt lediglich Windensysteme, mit denen nun getrickst werden muss.

Frage: Wie geht die Regie mit den provisorischen Bühnenverhältnissen um?

Antwort: Man macht aus der Not eine Tugend. Einschränkungen machen kreativ, so Alexander Charim, der am 15. Jänner die Eröffnungsinszenierung Schwere Knochen inszeniert. Der Vorteil in der Halle E ist, dass es keine sichteingeschränkten Plätze gibt.

Frage: Sind Adaptionen in der Halle E notwendig?

Antwort: Nur mobiler Art. Zwei Container werden hinter der Bühne geparkt, sie dienen als Büros und Aufenthaltsräume. Für einen laufenden Theaterbetrieb ist die Halle E eben nicht gedacht. Es gibt keine Mannschaftsräume, nur wenige Künstlergarderoben, die Herren- und die Damenmaske werden sich während des Volkstheaterbetriebs einen Raum teilen müssen.

Frage: Steht die Halle E dem Volkstheater exklusiv zur Verfügung?

Antwort: Ja, die Halle E wurde vom Volkstheater für den Zeitraum angemietet. Das Theater zieht mit einem regulären Repertoirespielplan zwischen 15. Jänner und 25. April ein.

Frage: Was kostet die Miete?

Antwort: Über die konkrete Miethöhe wurde mit der Halle E Stillschweigen vereinbart. Die erwarteten Kartenerlöse sollen den zusätzlichen Aufwand abdecken.

Frage: Wie soll es gelingen, Publikum trotz Verlusts des angestammten Ortes zu halten?

Antwort: Durch gezielte Information und eine eigene Werbekampagne mit Schauspielern. Ab Jänner weisen Großtransparente an der Volkstheater-Fassade und zusätzlich Plakatständer in der Stadt auf die neue Spielstätte hin. Vor Ort wird es ein Leitsystem mit Wegweisern ins Museumsquartier geben. Die Halle E wird an der Außenfassade mit Volkstheater-Fahnen gekennzeichnet sein.

Frage: Kay Voges will das Volkstheater zum "modernsten Theater des Landes" machen. Wie wird der Sprung zu schaffen sein?

Antwort: Es wird der große Schritt für die nächsten 30, 40 Jahre sein. Es wird alles vollautomatisch und digital. Das Team ist seit fünf Jahren auf Fortbildung, auf Messen, bei Kursen, Schulungen, Ausstellungen. Die Mitarbeiter sichten Theater und Vorstellungen im In- und Ausland, insbesondere frisch sanierte Häuser. Um zu sehen, was möglich ist.

Frage: Wie wirkt sich der Intendanzwechsel auf die Sanierung aus?

Antwort: Der Leitungswechsel hat die Sache nicht einfacher gemacht. Die Planung wurde mit Anna Badora gemacht, der designierte Direktor Kay Voges denkt noch mehr in Hightech und will alles digitalisiert. Es musste vieles angepasst werden. Bessere Kameras, mehr Digitalisierung, größere Leinwände, exaktere Liveübertragung.

Frage:Was wird das Publikum im künftigen neuen Volkstheater ab Jänner 2021 verändert vorfinden?

Antwort: Ein sauberes und durch eine neue Fassadenbeleuchtung strahlendes Haus. Innen wird es ein Besucherzentrum mit Café geben, ein zentrales Verkaufspult, eine zentrale Garderobe und neue und erweiterte Sanitäranlagen. Künftig werden auch Rote Bar und Haupthaus synchron bespielbar sein. (Margarete Affenzeller, 30.12.2019)