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Kristen Stewart, Ella Balinska und Naomi Scott lassen in der Neuauflage des Klassikers "Charlie’s Angels" die Fäuste sprechen: Action okay, Aussage dürftig.

AP / Sony Pictures / Merie Weismiller Wallace

Bei einem Flop stelle sicher, dass dein Name viermal draufsteht", witzelt Elizabeth Banks angesichts der US-Einnahmen von Charlie’s Angels. Obwohl ihr Reboot, für das sie produzierte, das Drehbuch schrieb und schauspielte, witzig ist, hätte ihm die Selbstironie der Macherin gutgetan. Zumal, weil ein bisserl kalkulierte Schmunzelreflexion den Ticketverkauf ankurbeln kann. Besonders aber, weil dem hier ausgestellten Oberschichten-Feminismus völlig die Brechung fehlt. "Mädchen können alles machen, was sie wollen." Auf den ersten Satz im Film, der Frauen wohl mitmeinen soll, folgt leider nicht: ohne zu den Bestverdienerinnen gehören zu müssen.

Nach dem flotten Opener mit ausgetüftelter Kampfchoreografie, der anders als die meisten Action-Szenen nicht arg zerschnitten ist, eine Sequenz mit munteren Mädels beim beschwingten Radfahren durch die City, selbstbewussten Frauen grinsend bei der Arbeit etc.: eine Collage wie aus dem Katalog. Reklame-Horror pur, der sich ins Gesamtbild einfügt und ins Diversity-Programm von Großunternehmen passt.

Sony Pictures Entertainment

Die freuen sich ob der Produktplatzierung von Luxusartikeln: Edelautos, Laufstegmode, Supergadgets werden wie der neuesten Waffentechnologie viel Platz eingeräumt. À la Bond zur Verfügung gestellt von einem flamboyanten Möchtegern-Q, seines Zeichens auch Wellnessberater. Es tut schließlich not, mit Superfoods, Gesichtsmasken und Kristallwasser zu entspannen. Denn Banks hetzt als Engel-Managerin Bosley die drei Protagonistinnen (Kristen Stewart, Naomi Scott, Ella Balinska) von einer Location zur nächsten. Werbung für jung-dynamische Powerfrauen mit Selfness-Fimmel, die sich im Privatjet ums Klima sorgen.

Nicht die Frauen sind das Problem, sondern dass die Exklusivität dieses Lifestyle-Nomadismus kein Thema ist. Technologie gegen die Erderwärmung gibt den MacGuffin des twistreichen Plots. Handliche energieproduzierende Devices können für Attentate missbraucht werden, was die Bösen anzieht. Hinsichtlich des lukrativen Hauptzwecks der Gadgets ist ihr Motiv allerdings so fragwürdig wie Technikoptimismus.

Die Engel sind diesmal nicht allein, mehrere Bosleys – u. a. Patrick Stewart und Djimon Hounsou – greifen nun mit extralegalen Einsatztruppen ins Weltgeschehen ein. Auch der Film versteht sich als (Start für ein) Franchise, das aufgrund des Misserfolgs aber kaum expandieren wird.

Das glattpolierte Update der Marke (eine angestaubte Serie aus den 70ern, bewusst alberne Kinoadaptionen von 2000 und 2003) kommt in seiner Absicht äußerst transparent daher. Seine Lösung fürs Patriarchat lautet Führungspersonalwechsel. Dieser unverstellte Franchise-Feminismus ist nicht für die Katz, sondern vor allem für die Banks, Selbstironie hin oder her. (David Auer, 31.12.2019)