Immer mehr Städte verzichten zu Silvester auch auf öffentliche Feuerwerke. Die große Knallerei beim Riesenrad oder auf dem Rathausplatz in Wien gibt es aber auch diesmal.

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Wien – Es knallt in den Städten, es knallt in den Dörfern. Zu Silvester werden jedes Jahr in Österreich rund zehn Millionen Euro in Form von Raketen und Knallkörpern "in die Luft geblasen", wie das Umweltbundesamt durchaus kritisch anmerkt. Verwiesen wird auch auf Schwermetallpartikel- und Feinstaubhöchstwerte in vielen Städten. Was weniger bekannt ist: Zu Silvester werden in puncto Feuerwerke und Böller auch hundertfach Gesetze gebrochen.

Frage: Was ist zu Silvester in Österreich erlaubt – und was verboten?

Antwort: Der Umgang mit Silvesterknallern und Feuerwerkskörpern ist strikt geregelt. So ist bereits die Verwendung von Pyrotechnik ab der Kategorie F2 im Ortsgebiet oder bei Menschenansammlungen verboten. Wirkungsstarke Raketen fallen unter F3, Feuerwerksbomben unter F4: Für beide Kategorien benötigt man einen eigenen Pyrotechnikausweis.

Frage: Was bedeutet Kategorie F2?

Antwort: In dieses Segment fallen bereits Schweizerkracher, Babyraketen und Blitzknallkörper. Jede privat abgeschossene Rakete und jeder Böller – abgesehen von Knallerbsen der Kategorie F1 – ist damit auch zu Silvester, etwa in ganz Wien, ein Gesetzesverstoß.

Nur Feuerwerk-Scherzartikel der Kategorie F1 wie Wunderkerzen oder Knallerbsen sind im Ortsgebiet erlaubt. Schweizerkracher sind bereits verboten.
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Wer das Verbot missachtet, dem droht eine Geldstrafe bis zu 3600 Euro oder eine Anzeige. Bürgermeister können aber eine für Silvester temporär begrenzte Ausnahme des Verbots pyrotechnischer Gegenstände der Kategorie F2 erlassen. Im Vorjahr sprach zum Beispiel der Bürgermeister der Stadt Salzburg, Harald Preuner (ÖVP), noch eine solche Genehmigung aus – und verwies auf eine jahrzehntelange Praxis.

Frage: Wie sieht es diesmal in Salzburg aus?

Antwort: Heuer sind private Feuerwerke sowie das Abschießen von Krachern oder Böllern in Salzburg erstmals verboten. Der Gemeinderat hat sich dazu entschlossen, nachdem bei einer Online-Umfrage 60 Prozent für ein Verbot waren. Auf öffentlichem Grund wurden auch keine Verkaufsmöglichkeiten für Raketen und Böller genehmigt. Mitarbeiter der Stadt haben Schwerpunktkontrollen durchgeführt. Für die Kontrollen des Verbots ist die Polizei zuständig. Ganz aufs Feuerwerk verzichten müssen die Salzburger aber nicht: Über der Festung wird das offizielle Feuerwerk der Stadt abgeschossen.

Frage: Welchen Weg gehen andere Städte?

Antwort: Der Trend geht zu weniger Ausnahmeregelungen für privat abgeschossene Pyrotechnik. In Innsbruck und Graz wird selbst auf ein öffentliches Feuerwerk, das von der Exekutive genehmigt werden kann, in der Innenstadt bewusst verzichtet. In Innsbruck ist stattdessen eine Wassershow am Inn kurz nach Mitternacht geplant. Diese kostet um einiges mehr als das bisherige Feuerwerk. Offiziell geschossen wird aber von der Seegrube.

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In Graz gibt es auf dem Hauptplatz erneut eine Lasershow statt des Feuerwerks über dem Schloßberg. Die Stadt erklärt, dass der Verzicht aufs Feuerwerk mit der Feinstaubproblematik zu tun hat. Die Stadt St. Pölten gab am Montag bekannt, dass es in der Innenstadt das letzte Mal ein öffentliches Feuerwerk geben wird. Ab 2020 wird darauf verzichtet – "aus Rücksicht auf Mensch, Tier und Umwelt", wie Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) sagte.

In Wien ist ein Verzicht vorerst kein Thema: Wie im Vorjahr sind laut Landespolizei fünf große Feuerwerke genehmigt: Rathauspark, Stadtpark, Coburgbastei, Riesenradplatz und Am Mühlwasser. Private Knallereien sind in Wien seit Jahren verboten. Das gilt auch für den großen Silvesterpfad in der Wiener Innenstadt (siehe Grafik).

Der Wiener Silvesterpfad wird wieder tausende Besucher aus dem In- und Ausland anziehen. Im Vorjahr wurden 750.000 Personen gezählt. Den Silvesterpfad gibt es heuer bereits zum 30. Mal.
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Frage: Wie gefährlich sind privat abgeschossene Böller und Raketen?

Antwort: Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) gibt an, dass sich jedes Jahr um Weihnachten und Silvester rund 200 Personen so schwer verletzen, "dass sie im Spital behandelt werden müssen". In Wien wurde am Samstag ein Zehnjähriger durch die Explosion eines Böllers in einer Wohnung schwer an den Händen verletzt. Auch die Polizei hatte schon im Vorfeld von Silvester allerhand zu tun: In Wien sprengten zwei Burschen mit illegalen Böllern aus Tschechien mehrere Zeitungskassen. Sie wurden angezeigt. Beim Bahnhof Rottenegg in Oberösterreich sprengten Unbekannte mit Böllern eine Telefonzelle.

Frage: Wann beginnt eigentlich das neue Jahr?

Antwort: Wer Lust hat, gemeinsam mit den Insulanern des Pazifikstaats Kiribati auf 2020 anzustoßen, kann dies in Österreich schon um elf Uhr vormittags tun. Weitere Gelegenheiten folgen stündlich – und sind zu Mitternacht noch lange nicht vorbei: Am Neujahrstag um 11.00 Uhr, wenn die Wiener Philharmoniker im Musikverein langsam ihre Instrumente richten, knallen die Korken und Raketen in Honolulu auf Hawaii. (David Krutzler, Stefanie Ruep, 31.12.2019)