Die Britin auf dem Weg zum Gericht in Paralimni.

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Die Frau verdeckte ihr Gesicht.

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Nikosia – Ein Gericht auf Zypern hat eine 19-jährige Britin wegen Falschaussage über eine Gruppenvergewaltigung für schuldig befunden. Die junge Frau hatte auf nicht schuldig plädiert und während der viermonatigen Gerichtsverhandlung vehement bestritten, dass sie die Anschuldigungen erfunden hatte.

Die 19-Jährige hatte im Juli angegeben, von mehreren israelischen Männern vergewaltigt worden zu sein. Daraufhin wurden vorübergehend sieben Teenager (im Alter von 15 bis zu 18 Jahren) festgenommen. Einige Tage später wurden sie freigelassen, da die Britin ihre Beschuldigungen zurücknahm. Ein Gericht in der Stadt Paralimni warf der 19-jährigen Frau daraufhin Falschaussage und Gefährdung der öffentlichen Ordnung vor.

"Unter Zwang"

Ihr drohen nun bis zu ein Jahr Gefängnis und eine Geldstrafe von etwa 1.700 Euro. Die 19-Jährige kam gegen Zahlung einer Kaution in Höhe von 20.000 Euro frei. Sie musste den Behörden ihren Pass aushändigen und sich dreimal pro Woche persönlich bei der Polizei melden. Wie die staatliche zypriotische Nachrichtenagentur CNA am Montag berichtete, soll das Strafmaß am 7. Jänner mitgeteilt werden.

Ihre Anwälte – unter anderem von einer Rechtshilforganisation – erwägen allerdings, Berufung einzulegen. Ihre Mandantin habe die Vergewaltigungsvorwürfe gegen insgesamt zwölf Israelis "unter Zwang" zurückgenommen – nachdem sie neun Stunden lang von Polizisten ohne einen Anwalt verhört worden war. Zudem litt sie zu dem Zeitpunkt an einer schweren posttraumatischen Belastungsstörung.

Die Verteidigung wirft den zypriotischen Behörden vor, dass sie ihre Mandantin unter Druck gesetzt haben und die EU-Menschenrechtskonvention missachtet haben, weil sie der Frau eine Rechtsvertretung verweigert haben. Zudem habe der Richter keine Beweisvorlage über die mutmaßliche Vergewaltigung zugelassen.

Videos auf Handys

Laut BBC argumentierte der Richter, dass die Frau die Männer fälschlich beschuldigt habe, weil sie bemerkt hatte, dass sie beim Sex gefilmt worden war. Die Videos würden zeigen, dass sie sich freiwillig auf Geschlechtsverkehr eingelassen hatte. Die Verteidigung widersprach der Darstellung: Die Videos auf den Handys der Männer zeigten, dass sie sich zwar auf einen der Männer eingelassen hatte – später hätten dann andere Männer gegen ihren Willen den Raum betreten.

Neben ihrer Aussage hätten aber auch die Auswertung von Handydaten und die Spurensicherung ergeben, dass die Behauptungen der Frau nicht mit ihren Angaben übereinstimmten, berichteten zypriotische Medien unter Berufung auf Justizkreise. Britische Medien berichten hingegen, dass ein Forensikexperte Vergewaltigungsspuren identifiziert habe. (red, 30.12.2019)