So wie hier nach dem WM-Halbfinale gegen Nathan Aspinall jubelt Michael van Gerwen für gewöhnlich auch in Finali gegen Peter Wright.

Foto: EPA/SEAN DEMPSEY

"Snakebite" hat diesmal freilich etwas entgegen und sagt: "Ich bin älter und weiser als vor sechs Jahren." Damals verlor er im WM-Endspiel 4:7 gegen MvG.

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London – Die Kopfspielchen zwischen Titelverteidiger und Herausforderer ließen nicht lange auf sich warten. Kaum stand die Finalpaarung der Darts-WM in London fest, da war der verbale Schlagabtausch bereits eröffnet. "Ich denke, er hat mehr Angst vor mir als ich vor ihm", sagte Titelverteidiger Michael van Gerwen in Richtung seines Finalgegners Peter Wright.

Im Alexandra Palace kommt es am Neujahrstag (20.00 Uhr/Sport1 und DAZN) zur Neuauflage des Endspiels von vor sechs Jahren. Dominator van Gerwen, inzwischen dreimaliger Weltmeister, geht als Favorit in die Partie. Und das liegt auch an der persönlichen Bilanz im direkten Vergleich. Denn der Niederländer, bekannt für seine auffallend grünen T-Shirts, ist für den Schotten Wright zu einem Fluch geworden.

Finalnemesis

Siebenmal standen sich die beiden in einem Major-Finale gegenüber, siebenmal gewann van Gerwen. Dabei war Wright, der vom Publikum für sein schrulliges und buntes Auftreten geliebt wird, oft nicht chancenlos – im Gegenteil. Im Premier-League-Finale 2017 etwa vergab Wright sechs Matchdarts und musste sich am Ende geschlagen geben. Im Endspiel der Champions League im Oktober waren es drei Matchdarts, die Wright liegenließ.

"Meistens, wenn Peter gegen mich spielt, bläst er sich auf und verpasst die Doppelfelder. Das ist gut für mich", stichelte van Gerwen. Doch Wright kümmert das nicht. Nach zwei schwachen Weltmeisterschaften sieht sich der 49-Jährige bereit für den Showdown.

Wright ist "älter und weiser"

"Ich bin älter und weiser als vor sechs Jahren", sagte Wright nach dem 6:3 im Halbfinale gegen den Waliser Gerwyn Price. Damals hatte van Gerwen mit 7:4 gewonnen, es war der Beginn der jahrelangen Rivalität, in der Wright oft nur der zweite Platz blieb. "Damals fühlte ich mich nicht bereit dafür, Weltmeister zu sein. Aber jetzt fühle ich mich bereit", stellte er klar.

Van Gerwen selbst hat sich in den vergangenen Jahren ebenfalls gewandelt. Überrannte er seine Gegner teils mit Averages vom anderen Stern, spielt er inzwischen weniger spektakulär. Auch bei der laufenden WM hatte van Gerwen oft Mühe, geriet aber selten wirklich in Bedrängnis. So auch beim letztlich klaren 6:3 gegen den Engländer Nathan Aspinall im Halbfinale.

Das Selbstvertrauen seiner unzähligen Erfolge lässt bei van Gerwen keine Zweifel aufkommen, wer das Finale seiner Ansicht nach gewinnen wird. "Jedes Mal, wenn ich gut spielen musste, habe ich es getan", sagte er, wenngleich er nicht völlig zufrieden ist: "Ich hatte zu viele schlechte Scores. Ich weiß, dass ich es besser kann, da muss ich mich für das Finale verbessern." Sonst dürfte sich die Angst bei Wright in Grenzen halten – und der grüne Fluch sein Ende finden. (sid, 31.12.2019)