Verlässt den Bayerischen Rundfunk und übt Kritik an der Führungsspitze: Richard Gutjahr.

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Nach 22 Jahren als fester freier Mitarbeiter verlässt der Journalist Richard Gutjahr den Bayerischen Rundfunk (BR). In einem offenen Brief übt er auf seiner Website massive Kritik an der BR-Führungsspitze. Diese habe ihn und seine Familie "mit dem Hass und der Hetze" in Folge seiner Berichterstattung für die ARD allein gelassen. BR-Intendant Ulrich Wilhelm und dessen engste Mitarbeiter hätten zudem versucht, "das Kontrollgremium des Bayerischen Rundfunks zu täuschen und hinter verschlossenen Türen immer wieder die Wahrheit zu verbiegen", so Gutjahr.

Der Journalist führt auf seiner Website mehrere anonymisierte, an ihn gerichtete Hassbotschaften als Beispiele an. Zu seiner Widersachern zählt laut Gutjahr "neben selbsterklärten Reichsbürgern und Deutschnationalisten u.a. Ex-Tagesschau-Sprecherin Eva Herman, der Kopp- sowie der Compact-Verlag".

Hass und Hetze

Der Dauerbeschuss aus Hass und Hetze, Verleumdungen und Morddrohungen habe in ihrer Frequenz und Häufigkeit inzwischen zwar immer wieder nachgelassen aber nie wirklich aufgehört. Die Bitte um Unterstützung sei ungehört geblieben, so Gutjahr. Wilhelm und seine juristische Direktion hätten immer wieder darauf verweisen, dass der BR freien Mitarbeitern keine Rechtsberatung geben dürfe.

Aus unterschiedlichen Quellen sei Gutjahr berichtet worden, dass Wilhelm in nicht-öffentlichen Sitzungen "wiederholt die Unwahrheit gesagt bzw. das Kontrollgremium des Bayerischen Rundfunks in die Irre geführt" habe. So soll behauptet worden sein, dass Gutjahrs "Prozesskosten beglichen" wurden. "Dass das in Wahrheit meine private Rechtsschutzversicherung getan hat, die mir nach einem Jahr kündigte, wurde verschwiegen", so Gutjahr.

Ausscheiden auf eigenen Wunsch

Er scheide nun beim BR auf eigenen Wunsch aus. Gerade die öffentlichen Äußerungen Wilhelms "in jüngster Zeit über die Verantwortung des BR in Zeiten von Fake News und Hate Speech" seien für ihn "schwer zu ertragen" gewesen. "Was wir in disruptiven Zeiten wie diesen brauchen, ist kein öffentlich-rechtliches Google oder Facebook, sondern vor allem Führungskräfte mit Rückgrat, Herz und moralischem Kompass", so Gutjahr. (red, 1.1.2020)