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27 Menschen sind wegen einer bisher mysteriösen Lungenkrankheit in der Stadt Wuhan in Behandlung. Dass es sich um Sars handeln könnte, weist die chinesische Regierung vorerst zurück.

Foto: Reuters / Damir Sagolj

Wuhan – Eine mysteriöse Lungenkrankheit ist in der zentralchinesischen Metropole Wuhan ausgebrochen. Bisher seien 27 Erkrankte identifiziert worden, berichtete die Gesundheitskommission der Stadt. Gerüchten im Internet, es könnte sich um einen neuen Ausbruch der Lungenseuche Sars handeln, trat die staatliche "Volkszeitung" entgegen, ohne diese Möglichkeit allerdings auszuschließen.

Das Parteiorgan zitierte Experten, dass die Ursache gegenwärtig noch unklar sei. Es könne aber nicht gefolgert werden, dass es sich um das Sars-Virus handle, schrieb das Blatt. "Andere schwere Lungenentzündungen sind eher wahrscheinlich." Welche das genau sein könnten, ist allerdings nicht ganz klar.

Gründliche Marktreinigung

Dennoch scheint die Regierung nervös: Wegen der Verbreitung "falscher Informationen" im Internet mit negativen gesellschaftlichen Auswirkungen wurden acht Menschen festgenommen, berichtete die Polizei von Wuhan am Mittwoch. Nach Angaben der Behörden könnten viele der Infektionen mit dem Besuch des Huanan-Fischmarktes von Wuhan in Verbindung gebracht werden. Die Behörden schlossen den Markt, um eine gründliche Reinigung vorzunehmen.

Die Erkrankten seien in Quarantäne untergebracht worden, berichtete die Gesundheitskommission. Sieben Patienten seien in einem ernsten Zustand. Die anderen Fälle seien stabil. Zwei Patienten könnten in naher Zukunft entlassen werden. Die Symptome seien vor allem Fieber. Wenige Patienten hätten Probleme mit der Atmung. Führende Experten seien nach Wuhan gereist, um die Fälle genauer zu untersuchen, berichtete die Gesundheitskommission.

Erinnerungen an Sars

Die Fälle werden als virale Lungenentzündung unbekannter Ursache behandelt. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch oder eine Infektion des medizinischen Personals sei noch nicht entdeckt worden, stellte die Behörde fest. Dennoch weckten die Nachrichten aus Wuhan Erinnerungen an die Sars-Pandemie, die Ende 2002 begann und anfangs vertuscht worden war. Das Severe Acute Respiratory Syndrome (Sars) zählte zu den gefährlichsten Infektionswellen der jüngeren Zeit, es verbreitete sich damals schnell und kostete etwa tausend Menschen das Leben.

Durch den globalen Reiseverkehr erkrankten nach dem ersten Ausbruch in China weltweit mehr als 8.000 Menschen – in rund 30 Ländern und auf sechs Kontinenten. Wahrscheinlich sprang der Erreger in China von Tieren auf den Menschen über und verbreitete sich über Husten und Niesen. Bei jedem zehnten Patienten war das Virus tödlich. Nach offiziellen Angaben starben 774 Menschen an der schweren Atemwegserkrankung.

Chinas Öffentlichkeit ist bei Meldungen über unbekannte Krankheiten seither besonders misstrauisch. Erst vor wenigen Wochen hatte die Regierung den Ausbruch der Pest in einem Teil Chinas zu vertuschen versucht, und damit panische Meldungen in einigen Teilen der chinesischen sozialen Netzwerke ausgelöst. Die – mit Antibiotika meist gut behandelbare – Krankheit ist mittlerweile aber wieder im Griff. (APA, red, 1.1.2020)