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Tiktok kommt aus China – und das löst vor allem in den USA Befürchtungen über Spionage und Zensur aus.

Foto: DADO RUVIC / REUTERS

Wer sich ansieht, woher die beliebtesten Apps für Android und iOS kommen, wird vor allem eine Region der Welt finden: die USA. Doch es gibt auch Ausnahmen von dieser Regel. Aus europäischer Sicht wäre das etwas Spotify. Wesentlich umstrittener ist hingegen der Aufstieg einer anderen App: Tiktok. Deren chinesische Herkunft hat vor allem in den USA besorgte Stimmen laut werden lassen. Immerhin könnte die Social-Media-App für Spionage und Zensur genutzt werden, so die Befürchtung.

Transparenz

Dieser Darstellung widerspricht Hersteller Bytedance beharrlich und liefert dazu nun auch erstmals konkrete Zahlen. So habe man im ersten Halbjahr 2019 kein einziges Tiktok-Posting auf Anordnung der chinesischen Regierung entfernt. Dies geht aus einem Transparenzbericht hervor, und zwar dem ersten, den das Unternehmen bisher veröffentlicht hat.

Was es hingegen sehr wohl gebe, sei eine Kooperation mit den US-Behörden. So hätten diese im betreffenden Zeitraum 79 Anfragen für den Zugriff auf Nutzerdaten gestellt. Tiktok habe dem in 86 Prozent der Fälle zugestimmt, in sieben Fällen seien auch Accounts gesperrt worden. Mehr Anfragen (107) habe es damit übrigens nur aus Indien gegeben, die App ist auch dort äußerst populär. Dass China hier nicht vorkommt, hat allerdings auch einen guten Grund: Dort betreibt Bytedance mit Douyin eine separate Version der App.

Vorgeschichte

Bleibt abzuwarten, ob der Transparenzbericht die Befürchtungen der Kritiker zerstreuen kann. So hatte etwa die "Washington Post" in einem Bericht vergangenen September behauptet, dass Tiktok Inhalte über die Proteste in Hongkong zensiert. Der Betreiber hatte dieser Darstellung schon damals widersprochen. Die Episode führte aber trotzdem dazu, dass US-Abgeordnete eine Untersuchung gegen den App-Betreiber forderten.

Verbot

Der Bericht kommt nur wenige Tage nachdem es aus den USA weitere schlechte Nachrichten für Tiktok gegeben hat. So hat die US Army die Nutzung von Tiktok auf von der Regierung ausgegebenen Smartphones generell verboten. Man betrachte die App als "Cyberbedrohung", hieße es dazu in einer Stellungnahme des Militärs. Schon einige Wochen zuvor gab es eine ähnliche Anordnung der US Navy – samt der Aufforderung, die App zu deinstallieren.

Bytedance betont, dass man künftig regelmäßig solche Transparenzberichte veröffentlichen will. Damit schließt man sich einer in der Branche durchaus üblichen Praxis an, auch Google, Facebook oder Twitter machen solche staatlichen Anfragen überblicksmäßig öffentlich. (red, 2.1.2020)