Für all jene, die auch nach ihrer aktiven Zeit auf Erden der Umwelt nicht zu sehr zusetzen wollen, gibt es ab Mai 2020 eine legale Möglichkeit der eigenen Kompostierung nach dem Tod. Der US-Bundesstaat Washington leitete im Vorjahr ein entsprechendes Gesetz in die Wege und ebnet somit Firmen wie Recompose den Weg für ihr Geschäftsmodell.

Lichtdurchflutet und grün soll das Kompostiergebäude deutlich freundlicher als etwa ein Krematorium wirken und die Möglichkeit zur Verabschiedung bieten.
Foto: Recompose / Molt Studios

Recompose will seinen Kunden bis Ende 2020 eine städtische Alternative zu den natürlicheren Bestattungsmöglichkeiten auf dem Land bieten. Mithilfe des Architektenkollektivs von Olson Kundig entwarf man dafür eine Art Wohlfühloase, die Menschen nach ihrem Tod in möglichst natürlicher Art und Weise der Natur zurückführt und den Hinterbliebenen eine schöne Möglichkeit bietet, um Abschied zu nehmen. Der technische Prozess der menschlichen Kompostierung wartet noch auf sein Patent, wurde aber von der Washington State University seit 2018 erforscht und von Recompose mit sechs freiwilligen Spendern offenbar erfolgreich getestet.

Eine mögliche Abschiedszeremonie.
Foto: Recompose

Natürliche Mittel

Bei der Kompostierung wird der leblose Körper in einer Kapsel auf ein Bett aus Hackschnitzel, Klee und Stroh gelegt und auch damit bedeckt. Durch die Zufuhr und Kontrolle von Sauerstoff, Stickstoff, Kohlendioxid und Feuchtigkeit wird die Zersetzung des menschlichen Körpers durch Mikroben unterstützt, sodass binnen 30 Tagen der komplette Körper samt Knochen und Zähnen zu Erde zerfallen ist – ein Prozess, der in vereinfachter Form mit tierischen Kadavern bereits seit Jahrzehnten in den USA und in anderen Regionen der Welt erfolgt. Menschen könnten so "ihre Beziehung zum natürlichen Verlauf der Dinge und der Bereicherung des Erdbodens" beitragen, heißt es bei Recompose.

Als besonders umweltschonende Aspekte der Bestattung führt die Firma an, dass nur ein Achtel der Energie, die etwa bei einer Verbrennung notwendig ist, verbraucht werde. Zudem könne durch den Wegfall der Produktion von Sarg, Grabsteinen und dergleichen insgesamt bis zu eine Tonne an CO2 pro Person eingespart werden, rechnet Recompose vor – was in etwa einer 5.000-Kilometer-Autofahrt entspreche. Die anfallenden rund 0,75 Kubikmeter Erde könnten zudem zur Pflanzung von Bäumen genutzt werden. Auch auf die mit chemischen Schadstoffen belastete Einbalsamierung des Leichnams könne komplett verzichtet werden, führt Recompose ins Treffen. Es existieren aber bereits heute umweltfreundliche Alternativen der Einbalsamierung.

Eine Dekompostierkapsel.
Foto: Recompose

5.500 US-Dollar

25 Kapseln will man in einem ersten Schritt bis Jahresende bauen, bis zu 75 sollen es möglichst bald insgesamt am Standort Seattle werden, ehe man zu expandieren gedenkt. Die Kompostierung soll mit rund 5.500 US-Dollar in etwa im Bereich einer natürlichen Waldbestattung liegen – die allermeisten alternativen Bestattungsmethoden setzen jedoch eine Verbrennung des Körpers voraus.

Eine Ausnahme bildet die alkalische Hydrolyse, die mit dem neuen Gesetz in Washington ebenfalls erlaubt wird. Die Auflösung des Körpers in einer Lauge in einer Druckkammer ist allerdings auch schon in 19 anderen US-Staaten erlaubt. Generell ist in vielen Teilen der Welt ein Trend zu alternativen Bestattungsmethoden zu beobachten. (red, 6.1.2020)