Die Freiheitlichen dulden keine Zöpferldiktatur von Thunberg, sondern weiter eine Stoppelbartdiktatur von Kickl.

Foto: APA/Hochmuth

2019: Mein Gott, war das ein mieses Jahr für die FPÖ. Auch finanziell. Nur weil Hazee einen Abend lang über die Stränge geschlagen und die Botschaft der dreckigen Zehennägel nicht verstanden hat, wird eine Schar verdienter FPÖler aus Pfründistan vertrieben. Vorbei die Zeiten, da manch Ministerium noch ein großdeutsches Burschenschafterbiotop und ein Schmiss in der Visage bares Geld wert war.

Aber man soll nicht nur das Negative sehen. Die politische Zwangspause wird es den Freiheitlichen erlauben, sich ihrer Kernkompetenzen zu besinnen: professionelles Fäuln, Hussen, Schuldumkehren und Stänkern. Darin sind sie so gut, das macht ihnen kein Zweiter nach.

Erste Gelegenheit, live dabei zu sein, bietet das FPÖ-Neujahrstreffen, bei dem Hofer vermutlich postuliert, dass die Freiheitlichen keine Zöpferldiktatur von Thunberg dulden, sondern weiter auf einer Stoppelbartdiktatur von Kickl bestehen. Kickl selbst gibt wohl den Maître de Plaisir und verrät dem johlenden Publikum, wem er als Nächstes eine Gestreckte in die Goschen haut. Schade nur, dass Kickl nicht als Biertrinker durchgeht, da war Strache viel besser.

Freiheitlicher Scheltkunst

Die FPÖ legt stets Wert auf gute Manieren und eine gepflegte Ausdrucksweise. Daher hat sie sich heftig über den Angriff des WDR auf die deutsche Oma empört. Die Oma eine "alte Umweltsau" zu nennen erschien dem feinsinnigen Generalsekretär Hafenecker ein Nachweis für die "ultralinke Unterwanderung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks". In der Tat. Die Sache mit der Oma durfte man keinesfalls durchgehen lassen, sonst heißt es nächstens gar, Adolf Hitler sei eine alte Umweltsau gewesen.

Jetzt ist Türkis-Grün am Ruder, und des blauen Fäulns wird kein Ende sein. Der aus Vorarlberg zugereiste Beutetiroler Abwerzger hat schon einmal die "in erster Instanz verurteilte grüne Justizministerin" Zadic aufs Korn genommen – klar, dass das den Repräsentanten einer Partei, deren gesetzeskonformes Handeln geradezu sprichwörtlich ist, besonders schmerzen muss.

In Sachen freiheitlicher Scheltkunst und virtuos geheuchelter Rage wird es heuer allerdings erst dann so richtig geil werden, wenn es Strache und Nepp bei den Wiener Wahlen darauf anlegen, sich wechselseitig politisch zu demolieren. Der Krisenkolumnist hält jedenfalls beiden die Daumen. Möge die Übung gelingen.

(Christoph Winder, ALBUM, 4.1.2019)