Am Rande der heutigen Pressekonferenz ließ ÖVP-Chef Sebastian Kurz mit zwei inhaltlichen Aussagen aufhorchen.

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Wien/Toulouse – Der künftige Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat nach der Vorstandssitzung seiner Partei am Freitag mit zwei inhaltlichen Ansagen bezüglich der neuen Regierung aufhorchen lassen. Er kündigte einerseits an, dass die Länder die Mindestsicherung wieder selbst gestalten können und die ÖVP von ihrem Plan einer Vereinheitlichung der Sozialhilfe abrückt. Er deutet zudem an, dass es in der Eurofighter/Saab-Frage eine Nachbeschaffung geben werde.

Beide Punkte sind in dem gestern präsentierten türkis-grünen Regierungsprogramm ausgeklammert gewesen. Weder die Mindestsicherung bzw. Sozialhilfe neu, noch die Luftraumüberwachungsflugzeuge kommen in dem Papier vor.

Verweis auf VfGH-Urteil

In einer Pressekonferenz nach dem Parteivorstand, der den Regierungspakt und das türkise Reagierungsteam absegnete, ging Kurz auf diese Fragen ein. Er übte heftige Kritik an der Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs (VfGH), der die von Türkis-Blau beschlossene Mindestsicherungs-Reform in den Kernpunkten aufgehoben hatte. "Ich kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen. Ich finde das schlecht, aber wir leben in einem Rechtsstaat und die Entscheidung ist zu respektieren". Nun hätten die Länder wieder die Möglichkeit, die Mindestsicherung selbst zu gestalten.

Die von ihm und seinem vorigen Koalitionspartner FPÖ angestrebte Vereinheitlichung werde es in dieser Form nicht geben, sagte Kurz. "Ich finde das schlecht, aber es ist zu respektieren."

Entscheidung im Ministerium

Kurz sagte zudem, dass ÖVP und Grüne auch über die drängende Frage der Luftraumüberwachung gesprochen haben. Das Bundesheer braucht dringen einen Ersatz für die rund 50 Jahre alten Saab 105 Flieger, die den Eurofighter bei der Überwachung des Luftraums unterstützen. Im Regierungsprogramm ist lediglich ein Bekenntnis zu Luftraumüberwachung enthalten, aber auf die Beschaffung neuer Flieger wird dort nicht eingegangen.

Kurz sagte auf eine entsprechende Frage, man habe sich darauf geeinigt, dass die Experten im Verteidigungsressort einen Vorschlag machen sollen. Er sprach von einem "notwendigen Verlauf der Dinge", der mit den Experten im Ressort, der Ressortführung und der Regierungsspitze entschieden werde. Man werde dabei "kostengünstig und steuerschonend agieren", aber auch dem verfassungsmäßigen Auftrag nachkommen, deutete Kurz eine Beschaffung von Flugzeugen an. (APA, 3.1.2020)