Die deutsche Commerzbank kann ihre Online-Tochter Comdirect komplett übernehmen. Das Institut erwarb das Comdirect-Aktienpaket des Hedgefonds Petrus Advisers des Österreichers Klaus Umek und hält damit mehr als 90 Prozent an der Direktbank, wie die Commerzbank am Freitag mitteilte.

Nun kann das Geldhaus die restlichen Comdirect-Aktionäre gegen eine Barabfindung ("Squeeze-out") hinausdrängen. "Dies ist ein wichtiger Schritt, um die Integration unserer erfolgreichen Direktbank-Tochter schnell und effizient umzusetzen und erhebliche Synergien zu erzielen", sagte Commerzbank-Chef Martin Zielke. Über den Kaufpreis für das Aktienpaket sei Stillschweigen vereinbart worden. Petrus lehnte eine Stellungnahme ab.

Ablauf

Anfang Dezember war die Commerzbank mit dem ersten Versuch gescheitert, mit einem Übernahmeangebot von 11,44 Euro je Comdirect-Aktie ihren Anteil von gut 82 Prozent auf über 90 Prozent aufzustocken. Petrus hatte den gebotenen Preis als zu niedrig kritisiert und seine Beteiligung Anfang Dezember auf 7,5 Prozent aufgestockt. Gemessen am aktuellen Aktienkurs hat dieser Anteil einen Wert von rund 140 Millionen Euro. Am Freitag notierte die Comdirect-Aktie bei 13,20 Euro. Als Alternative zu einer Übernahme der Comdirect verfolgte die Commerzbank eine Verschmelzung der beiden Institute, die jedoch wesentlich aufwendiger und langwieriger gewesen wäre.

Mit Hilfe der Comdirect will die Commerzbank stärker auf das Online- und Smartphone-Banking setzen. Zudem verspricht sie sich 150 Millionen Euro an Einsparungen, da IT-Lösungen künftig nicht mehr doppelt entwickelt werden müssen und doppelte Funktionen wegfallen. Von den 4.300 Stellen, die die Commerzbank im Zuge ihres Konzernumbaus streichen will, werden auch Jobs bei der Comdirect betroffen sein. Das Ausmaß des Arbeitsplatzabbaus bei der Direktbank sowie die künftige Rolle des Comdirect-Standorts in Quickborn bei Hamburg sind jedoch offen.

Vollzug

Die Verschmelzung von Comdirect und Commerzbank dürfte nach der Comdirect-Hauptversammlung am 5. Mai vollzogen werden. Zuvor muss unter anderem noch die Höhe der Barabfindung für die verbliebenen Comdirect-Aktionäre festgelegt werden.

Für Petrus Advisers hat sich das Engagement bei der Comdirect gelohnt. Der aktivistische Investor war 2017 bei der Direktbank eingestiegen. Damals kostete die Aktie noch weniger als elf Euro. Seit dem Einstieg hat Petrus seine Beteiligung nach und nach aufgestockt.

Neben Comdirect ist Petrus Advisers nach eigenen Angaben unter anderem an den österreichischen Unternehmen Immofinanz, Wienerberger, CA Immo, Conwert Immobilien Invest, S IMMO und Flughafen Wien beteiligt. (APA, 3.1.2020)