In den 14 Tagen und um den Jahreswechsel kann man schon einmal zum Couch-Potato werden. Das führt freilich zu deutlich messbaren Bewegungsmangelerscheinungen.
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Es stimmt natürlich: Wenn es um das Wohl des eigenen Körpers geht, kommt es weniger auf die 14 Tage von Weihnachten bis zu den Heiligen Drei Königen an als um die Tage zwischen den Heiligen Drei Königen und Weihnachten. Dennoch sollte man nicht unterschätzen, wie sehr sich auch relativ kurze Phasen der Völlerei und vor allem des Wenig-Bewegens körperlich bemerkbar machen.

Das legt jedenfalls eine kleine Studie nahe, die Wissenschafter um Juliette Norman (Universität Liverpool) kürzlich durchgeführt und bei der Konferenz Future Physiology der Physiological Society Ende Dezember in Liverpool präsentiert haben. Die 47 Teilnehmer der Untersuchung (26 junge und 21 ältere Probanden) waren vor Beginn vergleichsweise gut in Form und hatten täglich mindestens 10.000 Schritte gemacht. Für die Studie, die zwei Wochen lang dauerte, wurden sie quasi zum Faulsein gezwungen: Das Design der Untersuchung sah vor, dass sie 14 Tage lang nur mehr 1.500 Schritte pro Tag machen durften.

Bewegungsmangel mit Folgen

Die physiologischen Folgen des kurzzeitigen Bewegungsmangels überraschen: Beide Probandengruppen verloren eindeutig an Muskelmasse, zudem ging der Mineralgehalt ihrer Knochen zurück. Zugleich bildet sich Fett an den Hüften, und auch der Fettanteil der Muskeln nahm zu, was wiederum deren Kraft reduzierte. Konkret hatten die jüngeren Studienteilnehmer im Schnitt 430 Gramm zugelegt, was einem Körperfettanstieg um 2,7 Prozent entspricht. Bei den Älteren waren es im Schnitt 170 Gramm, ein Körperfettanstieg um 1 Prozent.

Dafür ging bei den älteren Probanden nach den zwei Wochen die Sauerstoffversorgung der Gewebe über das Blut deutlich zurück. Auch die Mitochondrien, die Kraftwerke der Zelle, funktionierten weniger gut. Das trägt bei älteren Menschen zusätzlich zum Verlust von Kraft und Kondition bei, der eine Folge des Alterns ist. Normans Conclusio: "Bereits kurzzeitiger Bewegungsmangel kann schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit haben."

Lernen von den Bären?

Wie aber ist das bei Bären, die nicht nur eine, sondern vier Monate Winterruhe halten und sich dabei so gut wie gar nicht bewegen? Eigentlich müssten die Tiere unter dramatischem Muskelschwund leiden, wenn sie im Frühjahr aus ihrem Tiefschlaf erwachen. Doch genau das ist nicht der Fall.

Ein Team um Michael Gotthardt (Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin) konnte nun im Fachblatt "Scientific Reports" erstmals begründen, warum das so ist: In den Muskelzellen der Bären befinden sich während der Winterruhe erhöhte Mengen bestimmter nichtessenzieller Aminosäuren, die dem Muskelschwund vorbeugen. Bis sich aus diesen neuen Erkenntnisse ein möglicher Ansatz zur Behandlung von Muskelschwund ergibt, wird es aber wohl noch dauern. Denn die Gabe von Aminosäurepräparaten beim Menschen hilft definitiv nur wenig.

10.000 Schritte täglich

Bis dahin bleibt jenen, die sich bewegen können, wohl nichts anderes übrig als das auch regelmäßig zu tun, um fit zu bleiben: Konkret empfiehlt Juliette Norman, zumindest 10.000 Schritte täglich zu machen. "Das reicht schon aus, um einem Muskelabbau entgegenzuwirken und die Fettpolster nicht wachsen zu lassen."

Bären ruhen vier Monate im Winter und haben dann im Frühjahr kaum an Muskeln verloren. Bei Menschen wirkt sich hingegen schon ein zweiwöchiger Bewegungsmangel physiologisch recht dramatisch aus." (tasch, 5.1.2020)