Seit ihrer "Unabhängigkeit" müssen ehemalige französische Kolonien ihre Devisenreserven bei der französischen Zentralbank lagern und eine Kolonialwährung, den CFA-Franc, akzeptieren. Nun wird das Ende eingeläutet.

APA/AFP/SEYLLOU

In West- und Zentralafrika setze Frankreich die Ausbeutung seiner ehemaligen Kolonien fort – unter anderem über eine Währung, die alte Machtverhältnisse zementiere und die wirtschaftliche Entwicklung blockiert, so lautete die Kritik.

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Er ist bei vielen Afrikanern verhasst, aber nicht aus ihrem Alltag wegzudenken: der CFA-Franc, das offizielle Zahlungsmittel in vierzehn west- und zentralafrikanischen Staaten mit insgesamt 160 Millionen Einwohnern. 1945 als Währung der "französischen Kolonien Afrikas" ("Colonies Françaises d’Afrique", CFA) eingeführt, wurde sein Kürzel von den Franzosen später eleganterweise in "Afrikanische Finanzgemeinschaft" ("Communauté Financière Africaine") umgedeutet. Die Abhängigkeit von Frankreich ist geblieben: Zuerst an den Franc gebunden, steht er heute in einem festen Wechselkurs zum Euro.

Nun schaffen der französische Präsident Emmanuel Macron und sein Amtskollege der Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste), Alassane Ouattara, den Nachfolger des CFA-Francs: Bei einem Treffen in der ivorischen Metropole Abidjan haben sie vor Weihnachten den "Eco" vorgestellt.

Start mit acht Staaten

Laut Macron und Ouattara soll der Eco im Verlauf des Jahres 2020 vorerst in den acht westafrikanischen Staaten Senegal, Mali, Niger, Burkina Faso, Guinea-Bissau, Togo, Benin und eben Côte d'Ivoire eingeführt werden. Die sechs zentralafrikanischen Staaten des Wirtschaftsraums Cemac wollen später dazustoßen, wenn ihre Wirtschaft anzieht.

Wie und wann genau der Eco den CFA ersetzt, ist allerdings noch unklar. Für den Herstellungsort in Chamalières (Zentralfrankreich), wo auch Euros gedruckt werden, muss schon aus politischen Gründen ein Ersatz in Afrika gefunden werden.

Der Eco bringt eine gewichtige Neuerung mit sich: Die acht westafrikanischen Staaten der Gemeinschaft Cedeao müssen nicht mehr die Hälfte ihrer Geldreserven bei der Banque de France in Paris deponieren, wie das heute unter dem CFA der Fall ist. Die Franzosen sind zudem nicht mehr in den Kontrollgremien vertreten.

Besser ein flexibler Wechselkurs

Der Eco soll wie heute der CFA-Franc an den Euro gekoppelt sein. "Die Währung der afrikanischen Volkswirtschaften hängt damit weiterhin von Vorgängen in Westeuropa, nicht in ihrem eigenen Land ab", kritisiert der Ökonom Kako Nubukpo. Das schließe jede Abwertung aus und schade der Exportwirtschaft, meint der Ex-Minister aus Togo mit ähnlichen Argumenten, wie man sie in der EU während der Griechenland-Krise gehört hatte.

Besser wäre ein flexibler Wechselkurs, meint Nubukpo im Einklang mit namhaften afrikanischen Ökonomen. Sie verweisen auf das Vorbild asiatischer oder südamerikanischer Schwellenstaaten, die ihre Exportwirtschaft dank flexibler Wechselkurse angekurbelt haben.

Die komplette Loslösung vom Euro stößt aber in Frankreich auf Widerstand. Sie werde, so hört man in Paris, nur dazu führen, dass sich die Westafrikaner nicht mehr bei der EU verschuldeten, sondern bei China, das den Afrikanern momentan gigantische Investitionsvorhaben verkauft. Die Lobbyisten der europäischen, meist französischen Großkonzerne plädieren im Élysée-Palast für eine absolute Währungsparität zwischen Euro und Eco. Das würde ihre Geschäfte und Gewinne absichern.

Die Dinge sind allerdings in Bewegung. Das anglophone Ghana, das wirtschaftlich besser dasteht als seine frankophonen Nachbarn, schließt nicht aus, den Eco zu übernehmen. Aber nur, wenn dieser nicht mehr an den Euro gekoppelt wäre. Als Kompromiss schwebt dem ghanaischen Präsidenten Nana Akufo-Addo vor, dass der Eco einem Leitwährungsmix aus Dollar, Yuan und Euro in einer gewissen Bandbreite folgen sollte. Dagegen sträubt sich allerdings Paris.

Regionales Schwergewicht

Den Ausschlag könnte schließlich Nigeria geben. Das regionale Schwergewicht – es stellt dank seiner Ölexporte allein 70 Prozent der Wirtschaftsleistung Westafrikas – will sich dem Eco nur anschließen, wenn die übrigen Partner Budgetdefizit, Staatsschuld und Inflation eingrenzen, wie man es vom Maastricht-Vertrag her kennt. Bis zu einer solchen volkswirtschaftlichen Sanierung ist der Weg allerdings noch weit.

"Das spezielle Problem Westafrikas liegt darin, dass die einzelnen Länder untereinander kaum Handel treiben, sondern allesamt nach außen ausgerichtet bleiben", sagt der französische Ökonomist Christian de Boissieu. "Ohne echte Integration des Wirtschaftsraums macht eine Gemeinschaftswährung aber keinen Sinn." (Stefan Brändle aus Paris, 4.1.2020)