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In den letzten Jahren haben sich Pop-up-Clubs als Zwischennutzungslösungen wie die Kantine, das Hades oder Horst etabliert. Nun starten wieder drei permanente neue Clubs.

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Zählt man die Namen der Clubs und Szeneschuppen auf, die in den letzten Jahren in Wien geschlossen haben, klingt das in einer für ihr Nachtleben nicht gerade weltberühmten Stadt nach herben Verlusten. Da war der Morrison Club, zuerst an der Wienzeile, dann in Neubau, der nach seiner Schließung schnell Legendenstatus erhielt. Da war der Ost Club, der einer Weinbar weichen musste. Da war der schlauchartige Keller unter dem Café Leopold, in dem Hemdenträger und Freunde der Bassmusik friedlich koexistierten. Das kleine Sub in Margareten machte bereits nach einem halben Jahr wegen Anrainerbeschwerden zu.

Die Trends der letzten Jahre

Kurz ravte man auch in der Kantine im alten Zollamt (1030 Wien), einem Club, der als Zwischennutzungslösung ausgelegt war und immer ein Ablaufdatum hatte, ebenso wie das oder der Hades im Keller des Künstlerhauses, dessen Generalsanierung das Sterbedatum des Clubs vorab festlegte. Der "alten Pratersauna" vor der Übernahme durch den Gastronomen Martin Ho wird immer noch nachgeweint.

Die Liste der Schließungen lässt sich durchaus fortsetzen, gleichzeitig zeigt ein wachsendes Clubimperium wie das von Martin Ho (Pratersauna, Vie I Pee, Club X), dass sich in den letzten Jahren auch in der Ausrichtung von vormals rein als Tanzlokalen verstandenen Orten viel geändert hat. Einige setzten wie Ho auf gastronomische Gesamtkonzepte oder Exklusivität. Andere erweiterten ihr Portfolio, auch um zusätzliche Einnahmen zu generieren. Zum Beispiel die Grelle Forelle, in der regelmäßig Konzerte von Fremdveranstaltern stattfinden.

Weiters haben sich in den letzten Jahren Pop-up-Veranstaltungen etabliert – und sogar Pop-up-Clubs. Allen voran das Horst, das temporär einzog, wo früher zuerst P1 und dann Empire residierten. 2017 wurde an der (club)geschichtsträchtigen Adresse in der Rotgasse eröffnet, ursprünglich waren 239 Tage Öffnungszeit anberaumt. Der Vertrag wurde immer wieder verlängert, und so kündigte das Horst relativ oft "die letzte Party" an, generierte damit immer wieder Aufmerksamkeit und konnte auch sonst mit massenkompatiblen House- und Techno-Bookings bei einer jungen Zielgruppe reüssieren.

Am 19. 1. wird nun wirklich Schluss sein, für Nachschub wurde aber gesorgt. Das Team, das den Pop-up-Club Horst schupfte, eröffnete kürzlich und ungewöhnlich schnell nacheinander zwei zentral gelegene Clubs in Wien.

Die Neuen in der Stadt

O – der Klub (in der Albertina-Passage) ist so ähnlich programmiert wie das Horst. Sprich: Großraumdisco mit Liebe zum Detail. Mit dem Inc. (ehemaliger Club Schwarzenberg) hat Wien nun einen (weiteren) Hip-Hop-Club an guter Adresse erhalten. Die wohnzimmerartige Atmosphäre soll auch für die heimische Rap-Szene einladend wirken. Hinter den beiden Clubs steckt die WTF Group, zu der auch Joachim Natschläger gehört. Er war bereits Geschäftsführer des Empire in der Rotgasse, bevor die GmbH Konkurs anmeldete; auch beim eingangs erwähnten Pop-up-Club Kantine war er involviert.

Nicht ganz so zentral befindet sich das Black Market, das zwar als Kollektiv bereits seit 2016 existiert, seit Oktober nun aber auch eine eigene Location mit Techno-Schlagseite auf der Heiligenstädter Lände betreibt. Auch hier setzt man nicht aufs Clubsein allein, Burger werden zum Bass serviert.

Dass Wien nach dem "Partyaderlass" wieder Platz für neue Clubs hat, ist klar, ob "die Neuen" jene sind, die die Stadt braucht, wird sich weisen. (Amira Ben Saoud, 3.1.2020)