Mit Kultur hatte Ulrike Lunacek in der Vergangenheit politisch keine Berührungspunkte.

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Am Ende wurde es nicht Eva Blimlinger. Die resolute Mit-Verhandlerin des Kunst- und Kulturkapitels im Regierungsprogramm galt bis zuletzt als Favoritin für das oberste Kulturamt des Landes. In letzter Minute kam Ulrike Lunacek zum Zug – und das, obwohl das grüne Urgestein in der Kultur ein unbeschriebenes Blatt ist. Nicht nur der Neo-Grünen Blimlinger war die Überraschung anzumerken – auch in Teilen der Kulturszene schüttelte man über das Staatssekretariat im Vizekanzleramt den Kopf.

Wieder einmal war es die Kunst und Kultur, die als Spielball der Interessen herhalten musste. Wer ein eigenes Ministerium erwartet hatte, wurde enttäuscht. Ebenso jene, die Fachkompetenz über Parteistrategie gestellt hatten. Blimlinger gilt als unbequemer Geist, aber als Ex-Rektorin der Wiener Akademie mit der Kulturszene gut vertraut. Lunacek wiederum ist eine Vertraute Werner Koglers und als Beraterin des zukünftigen Vizekanzlers von großem Wert. Ob sie für Kunst und Kultur mehr Zeit als Vorgänger Gernot Blümel zu investieren gedenkt, wird man sehen.

Nimmt sie die Vorhaben im Regierungsübereinkommen ernst, wird sie jedenfalls gut gefordert sein. Die Valorisierung der Subventionen, die bessere soziale Absicherung der Kulturschaffenden oder die Installierung einer Bundesmuseen-Holding – all das sind keine kleine Ansagen. Vollmundig setzten sich die Grünen immer für Kunst- und Kulturbelange ein. Jetzt sollten sie liefern. (Stephan Hilpold, 4.1.2020)