Bild nicht mehr verfügbar.

Ein verkohlter Kängurukadaver im südlichen Bundesstaat Victoria. Das benachbarte New South Wales hat es sogar noch schlimmer getroffen.
Foto: AP/James Ross/AAP Images

Sydney – Nur die Großen fallen wirklich auf: Bilder von geretteten Koalas, die gierig Wasser aus von Helfern gehaltenen Flaschen trinken, und von hilflos in verkohlten Wäldern herumirrenden Kängurus sind in den vergangenen Wochen um die Welt gegangen. Der Schaden, den die seit Wochen in Australien wütenden Buschbrände an der Tierwelt angerichtet haben, ist laut einer aktuellen Studie australischer Biologen aber wesentlich höher. Und es dürfte Jahrzehnte dauern, bis sich Flora und Fauna in den betroffenen Gebieten wieder erholt haben.

Hochrechnungen

Mehr als 5,5 Millionen Hektar Land wurden bereits verwüstet. Experten schätzen, dass alleine im besonders betroffenen Bundesstaat New South Wales bereits etwa 480 Millionen Tiere in den Flammen ums Leben gekommen sind – wobei es sich um eine "sehr zurückhaltende" Kalkulation handelt, wie die Autoren betonen.

Er gehe davon aus, dass landesweit bereits Milliarden von Tieren durch die Feuer ums Leben gekommen seien, sagt Professor Andrew Beattie von der Macquarie-Universität nahe Sydney, "wenn man Säugetiere, Vögel, Reptilien und größere Insekten wie Schmetterlinge mit einrechnet". Es sei "ziemlich sicher, dass in großen Teilen dieser sehr ausgedehnten Brandgebiete der größte Teil der Tierwelt tot ist. Die Flora und Fauna ist fort."

Bäume werden zur tödlichen Falle

Besonders betroffen sind die ohnehin schon durch Krankheiten und den Verlust ihres Lebensraums bedrohten Koalas: Die Beuteltiere leben auf Bäumen, ernähren sich nur von bestimmten Eukalyptusarten und sind nicht schnell genug, um vor den Flammen zu fliehen. Schon vor den derzeitigen Buschbränden ging die Zahl der Koalas in New South Wales und Queensland zwischen 1990 und 2010 um 42 Prozent zurück – keiner weiß, wie viele nun durch die Buschbrände verendet sind.

Der Ökologe Mark Graham vom Naturschutzrat des Landes warnte, die Feuer seien so heiß und entwickelten sich derart schnell, "dass es eine beträchtliche Sterberate von auf Bäumen lebenden Tieren gibt". Da die Feuer noch immer brennen, "werden wir die Kadaver wahrscheinlich nie finden".

Ungewisse Zukunft

Wie die Zukunftsaussichten für die Tier- und Pflanzenwelt sind, wenn die Brände endlich gelöscht sind, ist noch völlig unklar. Studien zeigen, dass die Brände sich nicht gleichmäßig über die Landschaft ausbreiten, sondern es in Brandgebieten immer wieder von den Flammen unberührte "Inseln" gibt.

"Es sind diese unberührten oder weniger betroffenen Gebiete, in die sich Tiere flüchten, wenn sie es dorthin schaffen", sagt der Biologe Beattie. Falls es genug solcher "Inseln" gebe und sich die äußeren Bedingungen rasch verbesserten, gebe es Hoffnung, dass die Wälder und Buschgebiete sich wieder erholen können.

Die Zukunft der am schwersten verbrannten Gebiete hängt nach Beatties Worten von Faktoren wie dem Niederschlag und dem Klima in den kommenden Monaten ab. Es könne bis zu 40 Jahre dauern, bis die Habitate wiederhergestellt seien. (red, APA, 4. 1. 2020)