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Weiterer Anstieg des Ölpreises ist laut Experten programmiert.

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Aus Furcht vor einem weiteren Golfkrieg bringen Anleger ihr Geld in Sicherheit. Sie zogen sich am Montag aus den Aktienmärkten zurück und flohen in "sichere Häfen" wie Gold, dessen Preis zeitweise auf den höchsten Stand seit fast sieben Jahren stieg. Auch der Ölpreis zog an. In Europa hingegen gab es beim deutschen Dax einen deutlichen Kursrutsch. Auch der Eurostoxx 50 büßte 0,9 Prozent auf 3738 Zähler ein. In den USA signalisierten die Futures ebenfalls Kursverluste, tatsächlich zeigten sich US-Anleger verunsichert.

Nach der gezielten Tötung eines iranischen Generals im Irak durch die USA droht die Islamische Republik mit Vergeltung. Auf die Verschärfung der Spannungen reagierte US-Präsident Donald Trump mit weiteren Drohungen: Die USA würden "schwere Vergeltung" üben, wenn es zu iranischen Racheakten komme, sagte Trump.

Auch iranische Kulturstätten seien davor nicht sicher. "Angesichts dieser Nachrichtenlage ist der Weg für einen weiteren Anstieg der Ölpreise vorgezeichnet, auch wenn es bislang noch nicht zu Angebotsausfällen gekommen ist", sagte Carsten Fritsch, Rohstoffexperte bei der Commerzbank.

Mit mehr als 70 Dollar je Barrel (159 Liter) kostete Nordseeöl der Sorte Brent so viel wie seit dem Angriff auf saudi-arabische Ölanlagen im September nicht mehr.

Fluggesellschaften belastet

"Sollte der Irak ins Chaos stürzen, könnten bis zu vier Millionen Barrel pro Tag gefährdet sein", sagte Commerzbank-Experte Fritsch. Eine derart große Menge könnte auch von Saudi-Arabien nicht aufgefangen werden. Saurabh Lele, Rohstoffanalyst bei der US-Fondsgesellschaft Loomis Sayles, hält es jedoch für unwahrscheinlich, dass es zu einer größeren Störung der Ölförderung kommt.

"Wir erwarten nicht, dass die iranische Führung etwas Drastisches wie die Schließung der Straße von Hormus versuchen wird, da dies den Schauplatz des Konflikts unnötigerweise in die Nähe des Iran verlagern und die Welt gegen ihn vereinen würde." Dennoch dürften Investoren eine höhere Risikoprämie verlangen.

Der höhere Ölpreis lastete auf den Aktien der Fluggesellschaften, weil für sie Treibstoff der größte Kostenfaktor ist. Die Aktien von Lufthansa, Air France-KLM und der British-Airways-Mutter IAG büßten bis zu fünf Prozent ein. Die Titel der Ölkonzerne BP, Shell und Total stiegen dagegen um bis zu 2,3 Prozent.

Aus Furcht vor rückläufigen Öl-Einnahmen als Folge eines Konfliktes im Nahen Osten sicherten sich Anleger gegen einen Zahlungsausfall Saudi-Arabiens ab. Die Versicherung eines zehn Millionen Dollar schweren Pakets saudi-arabischer Anleihen gegen Zahlungsausfall verteuerte sich auf 64.000 Dollar, teilte der Datenanbieter Markit mit.

Vor der Tötung des iranischen Generals lagen die Kosten bei 55.000. Zugleich zogen sich Investoren aus Anleihen zurück. Das trieb die Rendite der bis 2049 laufenden Titel des Königreichs und des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco auf 4,035 und 3,874 Prozent.

Auch Bitcoin profitiert

Zugleich stieg der Preis für die "Antikrisen-Währung" Gold um bis zu zwei Prozent auf 1582,59 Dollar je Feinunze und damit auf den höchsten Stand seit April 2013. In Euro kostete das Edelmetall sogar so viel wie nie zuvor. Investoren griffen auf ihrer Suche nach Alternativen aber auch beim "digitalen Gold" Bitcoin zu, sagte Nigel Green, Gründer und Chef des Anlageberaters deVere. Der Bitcoin-Kurs stieg um 4,3 Prozent. (Reuters, red, 7.1.2020)