Brittany Kaiser, ehemalige Mitarbeiterin bei Cambridge Analytica.

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Cambridge Analyticas Ziel war vor allem Manipulation: "Wir bombardierten Nutzer über Blogs, Websites, Artikel, Videos, Anzeigen, jede mögliche Plattform, bis sie die Welt so sahen, wie wir es wollten" – so beschreibt Brittany Kaiser ihr Schaffen bei ihrem Exarbeitgeber in der Netflix-Dokumentation Cambridge Analyticas großer Hack. Heute ist das Unternehmen für seine Methoden berüchtigt: Daten von Millionen Facebook-Nutzern soll die Firma unerlaubt gesammelt haben, um damit unter anderem den heutigen US-Präsidenten Donald Trump bei seinem Wahlkampf zu unterstützen.

Interne Dokumente

Knapp zwei Jahre nach den Enthüllungen taucht Kaiser, die schon zuvor die Öffentlichkeit gesucht hatte, erneut auf, und ihre Behauptungen sorgen für Aufsehen: Viel größer sei der Skandal, als man angenommen habe. Seit Tagen versorgt sie die sozialen Medien mit internen Dokumenten, die die Arbeit des Unternehmens betreffen. Insgesamt will sie in den nächsten Monaten "über 100.000 Dokumente, die die Arbeit in 68 Ländern belegen", publizieren.

Kontaktaufnahmen aus Österreich

Ihre Veröffentlichungen sollen vor allem auf den Versuch, Wähler massiv auf globaler Ebene zu beeinflussen, hinweisen. Auch Kontaktaufnahmen aus Österreich habe es gegeben. Dass Brittany Kaisers Alter trotz ihrer Bekanntheit nicht öffentlich ist, dürfte nahelegen, dass sie viel Wert auf ihre Privatsphäre legt: Die heute um die 30 Jahre alte Managerin, Tochter eines Immobiliengesellschafters und einer Mitarbeiterin eines Energiekonzerns, ist in Chicago aufgewachsen.

Geschäftsentwicklung

Danach führte sie ihr Studium in unterschiedlichste Städte: etwa nach Edinburgh, Hongkong oder nach London. Nach mehreren beruflichen Stationen, beispielsweise beim Medienteam für Barack Obama, fing sie 2015 bei der SCL Group an, dem Mutterunternehmen von Cambridge Analytica. Dort hatte sie als Direktorin für Geschäftsentwicklung auch mit führenden Personen wie CEO Alexander Nix zu tun.

Nach den Enthüllungen der Vorgänge bei Cambridge Analytica flüchtete sie zeitweise nach Thailand, wobei bis heute nicht ganz klar ist, wovor sie sich eigentlich verstecken wollte. Dort entdeckte sie ihr Interesse für Datenschutz und spricht sich seitdem gegen die Praktiken ihrer Exfirma aus. Ihre neue Rolle als Datenschutzaktivistin hat sie aber auch in die Kritik gebracht: Schließlich hat sie als hochrangige Mitarbeiterin jahrelang Bescheid gewusst, mitgemacht und indirekt von der nun kolportierten Manipulation profitiert. (Muzayen Al-Youssef, 7.1.2019)