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HFKW wird als Kühlmittel unter anderem in Kühlschränken eingesetzt und entweicht bei der Entsorgung in die Atmosphäre.

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Der Beitrag von Kohlendioxid (CO2) zur fortschreitenden Klimakrise ist evident, Einsparungsmaßnahmen werden in mindestens ebenso großem Ausmaß gefordert wie diskutiert. Dabei kommen in der Debatte andere klimaschädliche Gase, die durch ihre Treibhauswirkung auch einen Beitrag zur Erderwärmung leisten, oft zu kurz. Ein Beispiel sind teilfluorierte Kohlenwasserstoffe (HFKW), von denen einzelne über 10.000-mal klimaschädlicher sind als CO2 und die primär als Kühlmittel in Klimaanlagen, aber auch zur Herstellung von Schaumstoffen und Aerosolen oder in Feuerlöschern eingesetzt werden.

Großer Anstieg in Österreich

Der Anteil besagter Gase am gesamten Treibhausgasausstoß in Österreich beträgt aktuell zwar nur 2,2 Prozent, steigt aber kontinuierlich. Ihr absoluter Anteil hat zwischen 1995 und 2017 um 388 Prozent zugenommen, während jener anderer Treibhausgase wie Kohlendioxid und Methan langfristig immer weiter zurückgeht. Auch der Anteil der perfluorierten Kohlenwasserstoffe (FKW), die in Österreich heutzutage hauptsächlich in der Halbleiterherstellung zum Einsatz kommen, hat sich seit 1995 drastisch verringert. Bei den teilfluorierten Kohlenwasserstoffen hingegen sind die Emissionen von 2008 bis 2017 um 38 Prozent auf 1,72 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente angestiegen. Angegeben werden diese Zahlen in CO2-Äquivalenten, bei denen die unterschiedliche Klimaschädlichkeit der verschiedenen Gase an jene des CO2 angepasst wird, damit ein direkter Vergleich möglich ist.

HFKW machten 2017 2,2 Prozent des gesamten Treibhausgasausstoßes in Österreich aus.

Ersatz für FCKW

Der langfristige Anstieg der HFKW ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass sie als Ersatz für die 1987 im Montreal-Protokoll verbotenen und stark ozonschädigenden Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW) dienen. Außerdem kommt es durch die steigenden Temperaturen zu einer immer größer werdenden Nachfrage nach Klimageräten und Kühlmitteln. Beim Einsatz von HFKW als Kühlmittel entstehen klimaschädliche Emissionen bei der Neubefüllung der Klimageräte, während dem Einsatz, wenn es zu Leckagen kommt, und bei der Entsorgung beziehungsweise wenn diese Geräte zerstört werden. Langfristig ist demnach nur ein Rückgang bei den Emissionen zu erzielen, wenn die Einsatzmenge verringert wird.

EU-Verordnung soll Umkehr einleiten

Deshalb hat die EU in einer 2006 erlassenen und 2014 aktualisierten Verordnung den Einsatz der fluorierten Treibhausgase (F-Gase) – HFKW, FKW, SF6 und NF3 – streng reglementiert. Darin wird die in der EU verfügbare Gesamtmenge dieser Gase reguliert und eine Reduktion um zwei Drittel bis 2030 im Vergleich zu 2014 angestrebt. Außerdem ist seither für jeden Betrieb, der F-Gase einsetzt, ein speziell ausgebildeter Sicherheitsbeauftragter notwendig. Darüber hinaus wurde in der Verordnung schrittweise ein Verbot besonders klimaschädlicher fluorierter Treibhausgase erlassen. So sind beispielsweise seit 1. Jänner 2020 HFKW mit einem Treibhausgaspotenzial von über 2.500 (2.500-mal klimaschädigender als CO2) für die Verwendung in gewerblichen Kühlgeräten und ortsfesten Kälteanlagen nicht mehr erlaubt.

In Deutschland und der EU-28 gehen die HFKW-Emissionen zurück, in Österreich steigen sie in den vergangenen Jahren recht kontinuierlich an.

In Deutschland und der EU sinkt HFKW-Anteil

In Deutschland sind die HFKW-Emissionen in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Laut Statistischem Bundesamt sank der potenzielle Treibhauseffekt der HFKW und FKW im Jahr 2018 gegenüber 2015 um 37 Prozent auf rund 10,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Der EU-Vergleich zeigt, dass auch in den meisten anderen Ländern die Emissionen der teilfluorierten Kohlenwasserstoffe immer weiter zurückgehen. Beim österreichischen Umweltbundesamt geht man davon aus, dass es aufgrund der in der EU-Verordnung erlassenen Reduktion der verfügbaren Kühlmittel langfristig auch hierzulande zu einem Rückgang dieser Emissionen kommen wird. Dass bislang keine Reduktion erfolgt ist, wird damit erklärt, dass sich geringere Einsatzmengen von Kühlmitteln erst nach einiger Zeit in der Emissionsmenge niederschlagen, weil der Großteil jener Emissionen aus dem alten Bestand stammt.

Natürliche Alternativen

Als mögliche langfristige Lösung für die immer größer werdende Nachfrage im Kühlmittelbereich gibt es von der EU-Kommission einen Vorschlag für Alternativen. So sollen in Zukunft vermehrt HFKW-Gase mit einem geringen Treibhauspotenzial (beispielsweise R-32) oder natürliche Kühlmittel wie Ammoniak oder Propan eingesetzt werden. Jene haben zwar keine oder nur sehr geringe klimaschädliche Effekte, sind aber aufgrund ihres Gefahrenpotenzials wesentlich schwieriger zu handhaben. (Emil Biller, 17.1.2020)