Eine Trinkflasche für Sportler als Produkt mit hohem technischem Entwicklungspotenzial – der Ansatz liegt nicht unmittelbar auf der Hand. Der Schweizer Lukas Angst wollte jedoch nicht akzeptieren, dass Trinkflaschen bereits ihren Zenit erreicht haben. In Wien gründete er 2018 das Start-up Keego und entwickelte eine Hybridflasche aus Metall und Kunststoff.

Ein mehrschichtiger Aufbau ermöglicht die Kombination. Die innere Schicht besteht aus Titan, wodurch Flüssigkeit nicht mit Plastik in Berührung kommt, durch Kunststoffschichten darüber lässt sich die Flasche quetschen. Keego soll jene Sportler ansprechen, die zusammendrückbare Flaschen verwenden: Radfahrer, aber auch Fuß- oder Basketballer.

Ob Wasser in Trinkflaschen nach Plastik schmecken kann, lässt Meinungen auseinandergehen. Keego-Gründer Lukas Angst will die Frage obsolet machen.
Foto: Keego

Theoretischer Erfolg

In der Theorie fand das Projekt großen Anklang. Rund 215.000 Euro von mehr als 3100 Interessierten kamen bei der Kickstarter-Kampagne zusammen. Mit der Umsetzung fingen langwierige Strapazen an. Die ersten Probleme traten parallel auf: einerseits bei einem Anlagenbauer in Dänemark, andererseits bei der äußeren Metallschicht. Innen und außen sollten die Schichten aus Titan bestehen, dazwischen aus Kunststoff. So der Plan.

"Metall an der Außenseite eignete sich wegen der Belastungen nicht, irgendwann wäre die Flasche gerissen wie eine Dose", sagt Angst. Deshalb habe er sich schlussendlich für die Kunststoffhülle entschieden. Auch der Preis hätte sich beinahe verdoppelt.

Das zweite Problem ergab sich in Dänemark, wo ein Anlagenbauer eine Maschine extra für die Produktion dieser Flasche hergestellt hatte. Allerdings deutlich zu spät.

Das Innenleben einer Titan-Kunststoff-Hybridflasche.
Foto: Matthias Cremer

Erster Unmut von Kunden

"Die Außenveredelung fiel weg, der Produktionsstart verzögerte sich um fünf Monate, und mehr als 3000 Menschen warteten auf die Flasche", so Angst. Die Hälfte habe Verständnis gezeigt, die andere nicht. Der Druck sei jedenfalls kontinuierlich gestiegen. Auch beschreibt er die Ausgangslage gegenüber Lieferanten als schwierig: "Lieferanten wollen lieber Kapazitäten auslasten, als ‚Versuche‘ mit Start-ups zu machen." Nach diesen Hürden lief die Produktion schlussendlich an. Sie beginnt in der Schweiz, geht dann für den Schichtaufbau nach Dänemark und wird in Österreich finalisiert, wo der Verschluss aus Kunststoff herkommt.

Überdies schrumpfte das Team von fünf Mitarbeitern auf zwei. Die Trennung sei aufgrund der Lohnkosten aber wichtig gewesen und im Guten verlaufen.

Unerwartete Feedback-Welle

Mit zehn Monaten Verspätung bekamen die Kickstarter-Kunden ihre Flaschen. Ein erster Lichtblick. Das moralische Hoch hielt nicht lang, denn eine Welle an Feedback folgte. Falsche Farbe, falsche Menge, Kratzer, nicht angekommen. "Ich erhielt bis zu 15 Nachrichten pro Tag, das habe ich nicht erwartet und war wirklich anstrengend." In dieser Zeit habe er sich oft die Sinnfrage gestellt. Zum Glück sei viel Rückhalt von seinem Umfeld gekommen.

Foto: Standard

Die nächste Hürde ließ nicht lange auf sich warten. Mit 59 Euro ist Keego kein Schnäppchen. "Man muss die Geschichte erzählen, sonst kauft niemand so eine Flasche. Wenn Erklärungsbedarf besteht, wenden Händler ihre Zeit lieber für Räder auf", erklärt Angst.

Man müsse die Geschichte hinter dem Produkt erzählen. Sobald Kunden verstanden hätten, dass keine Plastikteilchen ins Wasser kommen, die Flasche leicht zu reinigen sei und nicht schimmle, spiele die Preisfrage keine so große Rolle mehr. Die Gesundheit habe Vorrang.

"Bergauf" geht es für Keego seit der Messe Eurobike in Friedrichshafen 2019. Seither verkauft er laut eigenen Angaben fünf bis zehn Flaschen pro Tag. In der Vermarktung setzt er auf Onlinekanäle, um die "Geschichte" zu erzählen, und Ende Jänner geht es zur großen Sportmesse Ispo nach München. (Andreas Danzer, 9.1.2020)