US-Präsident Trump äußerte sich am Mittwoch zum Konflikt mit dem Iran eher deeskalierend.

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"Dagbladet": Welche Strategie?

"Welche langfristige politische Strategie hinter der Tötung von Ghassem Soleimani liegt, versteht vorläufig keiner. Vielleicht selbst Präsident Donald Trump nicht."

"New York Times": Diplomatische Tür verschlossen

"Ist der Iran ein brutales, mörderisches, repressives Regime, das die Rechte von Frauen und Minderheiten mit Füßen tritt? Ohne Zweifel. Aber Saudi-Arabien ist es auch, und wir haben es geschafft, mit diesem Regime zusammenzuarbeiten. Der Iran ist für die langfristige Stabilität in der Region ebenso entscheidend. (...) Die gefährliche, unverhältnismäßige Ermordung von General Suleimani könnte die diplomatische Tür für viele weitere Jahrzehnte verschlossen haben."

"Süddeutsche Zeitung": Großer Knall

"Man braucht schon sehr großen Optimismus, um sich vorzustellen, wie es in der gegenwärtigen Situation zu einem neuen Deal zwischen Amerika und dem Iran kommen könnte, den Trump nun wieder ins Spiel gebracht hat. Direkte Verhandlungen schließt sein Widersacher Chamenei aus – das gilt zumindest so lange, wie nicht klar ist, ob Trump wiedergewählt wird oder jemand anderes ins Weiße Haus einzieht. Das heißt aber auch, dass nach wie vor die Gefahr besteht, dass es doch zum großen Knall kommt. Die Europäer, Russland, China und die Staaten in der Region müssen weiter mit größtem Nachdruck ihren Einfluss geltend machen, um die Krise einzudämmen."

"NZZ": Paradoxe Situation

"Das Szenario, dass Iran dereinst die internationalen Atominspektoren aus dem Land wirft und sein Uran innert Wochen zum Bau einer Atombombe nutzen könnte, ist weder für die USA noch Irans Erzfeind Israel akzeptabel. Auch wenn Trump nochmals seinen Friedenswillen betont hat, bringt ihn die jüngste Eskalation näher an eine Situation, in der er über einen Militärschlag gegen Irans Atomanlagen entscheiden muss. Auch dies ist ein Paradox: Ausgerechnet er, der vor vier Jahren Wahlkampf betrieben hatte mit der Parole, er werde Amerikas Verstrickung in die Konflikte des Mittleren Ostens beenden, kettet sich durch seine Handlungen zwangsläufig stärker an diese Region."

"FAZ": Keine Abstimmung

"Dass europäische Verbündete von der Regierung Trump nicht in Kenntnis gesetzt worden waren, bestätigt im Übrigen die Klage Emmanuel Macrons, im westlichen Bündnis gebe es keine strategische Abstimmung. Von einer Entscheidung, deren Folgen eine Region ins Chaos stürzen können, geopolitische Koordinaten durcheinanderwirbeln und Europas Sicherheit gefährden, sollten Amerikas Verbündete nicht aus den Nachrichten erfahren müssen." (8.1.2020)