Auf der Flucht: Jodie Turner-Smith und Daniel Kaluuya in "Queen & Slim".

Bei diesem Pärchen führt der Zufall bösartig Regie. Ein Tinder-Date im Diner, bei dem es nicht gerade gewaltig funkt, dann werden die beiden auch noch von einem Cop angehalten. Eine Szene, die in den USA schon oft zur Eruption rassistischer Gewalt führte: Nur diesmal ist der weiße Polizist am Ende tot, und die Schicksale des schwarzen Paares, das in Notwehr gehandelt hat, plötzlich verwoben. Sie entschließen sich zur Flucht. Alles andere erscheint ihnen zwecklos.

Universal Pictures

Die bislang vor allem mit Musikvideos (u. a. für Rihanna und Beyoncé) erfolgreiche Regisseurin Melina Matsoukas legt mit ihrem Spielfilmdebüt Queen & Slim eine afroamerikanische Variation auf ein beliebtes Subgenre vor: das romantische Pärchen "on the run". Matsoukas steht Nicholas Rays They Live by Night aus den 1940ern näher als dem revisionistischen Bonnie & Clyde, weil sie auf die Unschuld ihrer Figuren pocht. Gewalt ist das, wovor sie durch die Südstaaten fliehen, nicht das, was sie praktizieren – der Ruf der Outlaws, der ihnen medial übergehängt wird, war nicht der, den sie angestrebt hätten.

Sex im Auto und Rassenunruhen

Für die schwarze Bevölkerung, wird das lange namenlose Pärchen, das Daniel Kaluuya und Jodie Turner-Smith durchaus geerdet spielen, dennoch gefeiert. Überall erkennt man sie und steht ihnen oft auch zur Seite. Letzteres wirkt zuweilen forciert, auch eine Parallelmontage, die rassistische Ausschreitungen mit Sex im Auto kombiniert, hätte subtiler ausfallen können.

Stimmiger sind in Queen & Slim vor allem jene Momente, in denen das Paar in gut versteckten Orten eines ländlichen schwarzen Amerikas, etwa in einer Bar zu Live-Blues-Musik tanzend, zur Ruhe kommt – und kurz die Freiheit genießt, ganz bei sich zu sein. (kam, 8. 1. 2020)