Bild nicht mehr verfügbar.

Jobben im Kasino: Vier Monate war Sidlo im Vorstand der Casag aktiv, dann nahm er Urlaub, und im Dezember wurde er abberufen.

Foto: Mirjam Reither/picturedesk.com

Nun hat Peter Sidlo, Kurzzeit-Finanzvorstand der Casinos Austria AG (Casag), Ernst gemacht und seinen Exarbeitgeber beim Handelsgericht Wien geklagt. Er will nach seiner vorzeitigen Abberufung durch den Aufsichtsrat im Dezember, einfach ausgedrückt, seinen Vertrag ausbezahlt wissen. In Summe geht es um 2,3 Millionen Euro; ein Casag-Sprecher bestätigt, dass dem teilstaatlichen Glücksspielkonzern die Klage am Mittwoch zugestellt worden sei. Zuständig für diese Angelegenheit sei der Aufsichtsrat unter Walter Rothensteiner, man gehe davon aus, dass die Abberufung Sidlos "aus wichtigem Grund" gerechtfertigt gewesen sei.

Soll heißen: Ein Gerichtsverfahren steht an. Denn Sidlo, Jurist und Ex-FPÖ-Bezirksrat in Wien-Alsergrund, ist anderer Ansicht. Er argumentiert in der Klage, die vom Aufsichtsrat ins Treffen geführten wichtigen Gründe für die Auflösung seines Vorstands- und seines freien Dienstvertrags – grobe Pflichtverletzung, schwere Imageschädigung und Reputationsverlust für die Casinos – lägen nicht vor. Zudem habe der Aufsichtsrat keine "konkreten Gründe" genannt.

Umstrittene Bestellung

Zur Erinnerung: Sidlos Bestellung per Mai 2019 war umstritten, auch der Personalberater hatte Vorbehalte gegen die Kür des Novomatic-Kandidaten. Auf Basis einer anonymen Anzeige begann die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft Ermittlungen. Es geht unter anderem um den Verdacht, Casag-Aktionärin Novomatic habe mit der Besetzung (Sidlo ist oder war eng mit den Ex-FPÖ-Politikern Johann Gudenus und Heinz-Christian Strache) Entgegenkommen bei Lizenzvergaben der ÖVP-FPÖ-Regierung erwirken wollen. Zu den Beschuldigten zählen neben Sidlo etwa Strache, Gudenus, Novomatic-Chef Harald Neumann oder Rothensteiner. Sie bestreiten die Vorwürfe.

Und wie kommt Sidlo nun auf die Klagssumme von 2.353.794,83 Euro (Rund 102.000 Euro will er gleich, die restlichen 2,25 Millionen Euro entfallen auf eine Feststellungsklage.) Er sollte in seinem ersten Casag-Jahr 350.000 Euro brutto im Jahr verdienen, ab heuer dann 400.000 Euro. Sein Vertrag galt für drei Jahre bis April 2022, danach hätte er bis April 2024 verlängert werden können. Zudem sah der Vertrag einen Bonus bis zu 100 Prozent des Jahresgehalts vor.

Von Bonus bis Parkplatz

Also beansprucht Sidlo für 2019 aliquot 233.333,33 Euro an Bonus – wobei er die Hälfte bereits bekommen hat. Für 2020 und 2021 fordert er je 800.000 Euro (Einkommen plus Bonus) und für die vier Monate im Jahr 2022 in Summe 266.000 Euro.

Zudem stellt Sidlo, der auch im Notenbank-Generalrat sitzt, Sachbezüge von 1.105,11 Euro im Monat in Rechnung: 960 Euro für die Privatnutzung des Dienstautos, 14,53 Euro für den Parkplatz und 130,58 Euro für die Unfallversicherung. Seinen Anspruch auf Urlaubsersatzleistung beziffert er mit rund 212.000 Euro, jenen für die Abfertigung neu mit rund 34.000 Euro. Und weil die Casag zehn Prozent vom Bruttoeinkommen in die Pensionskasse einzahlt, kommen laut Klage noch einmal 93.333,33 Euro dazu.

Hohe Zahlungen für vorzeitige Chefverabschiedungen ist man in der Casag gewöhnt. Die Trennung von Alexander Labak kostete jüngst rund zwei Millionen, die von Dietmar Hoscher wird mehr als vier Millionen Euro kosten. Laut Prüfbericht zum "Projekt Alea" (lat. für Würfel, Glücksspiel), den der Aufsichtsrat in Auftrag gegeben hat, war das alles in Ordnung. (Renate Graber, 9.1.2019)