Der neue Wundverband mit einer Beschichtung aus Silikon und Kohlenstoff-Nanofasern soll die Heilung fördern und sich später leicht wieder abziehen lassen.

Foto: ETH Zürich

Zürich – Manchmal funktioniert Wissenschaft nicht so, wie sie geplant war: "Man beginnt an einer Sache zu forschen und endet woanders", sagt Dimos Poulikakos von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH). Der Mann weiß, wovon er spricht. Poulikakos und seine Kollegen entwickelten zufällig ein Verbandmaterial, das sich nicht mit Blut vollsaugt, nicht mit der Wunde verklebt, aber gleichzeitig die Blutgerinnung fördert. Es sei das erste Material, das beide Eigenschaften vereint, betonen die Forscher.

Eigentlich waren die Wissenschafter auf der Suche nach extrem wasser- und blutabweisenden (superhydrophoben; Anm.) Materialien, um Blutpumpen zu beschichten. Dabei stießen sie jedoch auch auf einen Stoff, der nicht nur blutabweisend war, sondern zugleich das Blut zum Gerinnen brachte. Diese Kombination von Eigenschaften ist zwar für eine Blutpumpe sehr ungünstig, aber hervorragend für Wundverbände geeignet.

Ein Verband mit beiden Eigenschaften stillt die Blutung, saugt sich aber nicht voll und verklebt so auch nicht mit der Wunde. Dadurch lässt er sich später leichter entfernen, ohne dass die Wunde wieder aufreißt.

Auch antibakterielle Eigenschaften

Die Forscher beschichteten ein klassisches Baumwoll-Gaze-Gewebe mit dem neuen Material – einem Gemisch aus Silikon und Kohlenstoff-Nanofasern. In Labortests zeigte sich, dass Blut im Kontakt mit der beschichteten Gaze innerhalb von nur wenigen Minuten gerinnt. Warum genau das neue Material die Blutgerinnung auslöst, ist noch unklar. Die Wissenschaftler vermuten jedoch, dass die Kohlenstofffasern dafür verantwortlich sind.

Zudem wirke die beschichtete Gaze antibakteriell, Bakterien haften nur schlecht an der Oberfläche. Außerdem besteht insbesondere beim Wiederaufreißen von Wunden beim Verbandwechsel das Risiko von Infektionen. Bleibt die Wunde dabei geschlossen, lässt sich das Risiko minimieren.

Bevor das Material zum Einsatz kommt, müsse es jedoch noch weiterentwickelt und optimiert werden, heißt es vonseiten der ETH. Zudem ist die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit des Wundverbands in weiteren Studien zu prüfen. (red, APA, sda, 10.1.2020)