Das ist Dr. Kawashima.

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4 mal 6, 5 plus 6, 9 mal 0 – können Sie diese Rechenaufgaben blitzschnell lösen? Wenn man "Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging für Nintendo Switch" zum ersten Mal startet, wird man mit der harten Realität konfrontiert, dass die Kopfrechenleistung geringer ist als die Liebe zur Mathematik selbst.

Aber nicht nur die Rechenfähigkeit wird abgetestet. Bei den verschiedenen Trainingsübungen geht es um Lesegeschwindigkeit, Merkfähigkeit von Wörtern und Zahlen oder Multitasking. Diese lassen sich in Einzelübungen trainieren, während man in einem anderen Modus sein geistiges Alter berechnen lassen kann. Und dieser Modus ist wild: Beim ersten Test aus drei Übungen wurde meine Leistungsfähigkeit auf ein Alter von 80 Jahren berechnet. Ich bin 29. "Dr. Kawashima" ist dann auch noch so nett und streut Salz in die offene Verblödungswunde und sagt, das ideale Gehirnalter liege bei 20 (LOL!).

"Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging für Nintendo Switch" ist ein Update der beliebten Nintendo-DS-Reihe aus den 2000er-Jahren. Neue und aktualisierte Übungen, die zum Teil per Joy-Con-Controller gespielt werden, und ein Mehrspielermodus finden sich in der Switch-Version. So erkennen die Switch-Controller zum Beispiel per Infrarot, ob man mit den Fingern von eins bis fünf zählt. Während des Tests über Weihnachten bei den Eltern hat sich eine Zielgruppe klar herauskristallisiert: Während Millennials schnell gelangweilt waren (ich), wollte die Boomer-Generation (meine Eltern) gar nicht mehr mit Rechnen und Gehirntrainieren aufhören. Sogar ein familieninterner Kampf, wer das jüngste Hirn hat, wurde von ihnen ausgerufen.

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Was ist gelungen?

Wirklich wow ist an "Dr. Kawashima" wirklich nichts. Wie denn auch? Das Spiel ist dafür gedacht, sich jeden Tag ein paar Minuten hinzusetzen und sein Köpfchen ein wenig anzustrengen. Und das erfüllt das Game. Es ist kurzweilig, und die Übungen sind herausfordernd genug aufgebaut und abwechslungsreich. Dazu gibt es einen Mehrspielermodus mit mehreren Minispielen: Einmal muss man Würfel und Vögel zählen, dann wieder Schere, Stein, Papier spielen.

Was ist weniger gelungen?

Was "Dr. Kawashima" damals auf dem DS zum großen Erfolg machte, war der Einsatz eines Touchscreens und die Schrifterkennung. 14 Jahre nach dem ersten Teil ist es umso verwunderlicher, dass die Technik einen Schritt zurück gemacht hat. Geschrieben und getippt wird mit einem mitgelieferten Stylus für die Switch, doch wirklich gut wird die Handschrift nicht erkannt. Die Neun muss als seltsame Schlaufe gemalt werden, ein A, in einem Zug geschrieben, wird als ? ausgegeben. Das ist vor allem bei Rechenübungen, wo es um Schnelligkeit geht, frustrierend.

Sowieso wirkt das Spiel wie eine Eins-zu-eins-Adaptierung des ersten Games und dementsprechend superveraltet. Die Übungen, besonders die neuen, sind nicht sonderlich kreativ. Dass man sich in der Zwischenzeit keine spannenderen Trainingsspielchen hat einfallen lassen, verblüfft da ebenso. Man fragt sich halt, ob Sudoku und Kreuzworträtsel auf Papier nicht ausreichen.

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Fazit

"Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging für Nintendo Switch" ist kurzweilig, unterhaltsam, aber auch wahnsinnig unkreativ. Die besten Übungen stammen aus den 2000er-Jahren, die Mehrspieler-Minispiele überzeugen – aber nur kurzfristig. Rechnen, merken, Multitasking: Man fragt sich halt zwischendurch, ob eine Handy-App wie "Mario Kart Tour" nicht ausgereicht hätte. Zumindest die Boomer-Generation erfreut sich am Gehirntrainings-Game.

Dr. Kawashima, der einen durch das Game leitet, gibt dem Spieler nach ein paar Übungen den Rat, das Training und das Spiel für heute zu beenden. Nur allzu gerne folgt man diesem Rat. (Kevin Recher, 13.1.2020)