"Die 1985 eingeführte Regelung, nach welcher der Informatik nur in der 5. AHS-Klasse eine Unterrichtsstunde gewidmet wird, ist veraltet", schreibt Gerald Steinhardt von der Technischen Universität Wien in einem offenen Brief.

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Das Regierungsprogramm der türkis-grünen Koalition sorgt für Kritik von Universitäten: So haben die österreichischen Informatikfakultäten, die sich in dem Verband Informatik Austria zusammengeschlossen haben, in einem offenen Brief die Pläne beanstandet. Technologie und Digitalisierung seien ein großes Thema im Programm, immer wieder sei davon die Rede, dass sie vorangetrieben werden müssten. Wer das tun soll, bleibe aber offen. Viel zu wenig kümmere man sich um die Ausbildung an Schulen.

Informatik hat an Schulen weniger Bedeutung als Religion

"Die 1985 eingeführte Regelung, nach welcher der Informatik nur in der 5. AHS-Klasse eine Unterrichtsstunde gewidmet wird, ist veraltet", schreibt der Vorsitzende Gerald Steinhardt von der Technischen Universität Wien in dem Beitrag. Informatik sei ein omnipräsentes Thema in allen Bereichen, dennoch führe sie an Schulen aber "das Dasein eines Orchideenfachs" und habe weniger Gewicht als beispielsweise Religion.

Fachkräftemangel

Und das, obwohl es in Österreich dringend Arbeitskräfte in dem Bereich braucht. Daher fordert Informatik Austria, dass Informatik möglichst rasch als Pflichtfach eingeführt wird, sowohl in Unter- und Oberstufen als auch in Neuen Mittelschulen. "Die Ausstattung mit Tablets und anderen Endgeräten und medienpädagogisches Know-how zur sicheren Nutzung digitaler Kommunikationsmittel lösen das Problem nicht", so Steinhardt.

Verpflichtender Informatikunterricht

Dabei ginge es nicht darum, Kinder von klein auf "in Programmiersprachen zu schulen", sondern darum, Logik, algorithmisches Denken und weitere wichtige Kompetenzen in dem Bereich beizubringen. Wichtig sei dabei aber auch, dass Lehrer gut in Informatik ausgebildet werden. Daher brauche es eine Ausbildungsoffensive für Lehrer. "Verpflichtender Informatikunterricht für alle stellt eine der wichtigsten bildungspolitischen Weichenstellungen dar, die eine Regierung gegenwärtig treffen kann", lautet das Fazit.

Seit Jahren gibt es in Österreich einen großen Fachkräftemangel im IT-Bereich: Laut dem Ende Jänner erscheinenden Statusreport des Fachverbands Ubit der WKO lag dieser Anfang 2019 bei schätzungsweise 10.000 Arbeitskräften. (muz, 9.1.2020)