Karin Pollack beschäftigt sich von Berufs wegen mit Gesundheit – und hält sich streng an ihren Fitnessplan.

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Es ist kalt, es ist windig, und es regnet: Das alles waren noch im November gute Vorzeichen, dass die Gymnastikstunden, die Pilates-Einheiten oder das Spinning nicht allzu überfüllt sein würden. Denn das Wetter spielt anscheinend eine Rolle bei der Entscheidung: jetzt noch zum Sport oder doch lieber aufs Sofa?

Doch Anfang Jänner, da ist alles anderes. Wieder ist es kalt, windig, und es nieselt draußen: ganz egal. Sämtliche Trainingseinheiten in meinem Fitnessstudio sind knallvoll, auf sämtlichen Trainingsgeräten mühen sich Menschen ab – und es gibt viele Neue, die durch die Räume geführt werden. Der Jahresanfang scheint für viele Anlass dafür zu sein, ein bisschen gesünder zu leben. Sport inklusive.

Zu Jahresbeginn herrscht volles Haus im Spinning-Raum. Nach zwei Monaten ist der Andrang wieder durchschnittlich.
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Müssen, nicht wollen

So wie für einen meiner Mitturner. Sehr viel Übergewicht. Sehr grantiges Gesicht. Schaut ständig auf die Uhr und hofft, dass die ganze Gymnastik so schnell wie möglich vorübergeht. Sein Arzt hat es empfohlen, sagt er, und: "Es muss sein." Die Betreiber von Fitnessstudios wissen, dass Anfang März die Motivation, sich zu bewegen, wieder abflachen wird, kurz vor dem Sommer erneut aufwallt (Bikinifigur) und danach wieder schwächer wird, weil man dann lieber draußen ist als im stickigen Studio.

Ich selbst löse das Problem mit Routinen. Wie Zähneputzen. Ich habe einen Wochenplan. Mit fixen Einheiten. Ein paar anstrengend, ein paar weniger schweißtreibend. Daran rüttle ich dann eigentlich nicht mehr. Denn ich weiß: Ich müsste sie nur ein einziges Mal ausfallen lassen, um den Sportplan insgesamt ins Wanken zu bringen. Mein innerer Fight sieht dann so aus: "Ach was, heute gehe ich nicht, ich gehe morgen, ist genauso gut." Am nächsten Tag ist die Diskussion mit mir selbst ganz genau gleich. Und vielen dürfte es genauso gehen, Ende März hat der innere Schweinehund dann den Kampf gewonnen. Binge-Eating ist der Fachterminus. (Karin Pollack, 12.1.2020)