Wien – Es kommt nicht sehr oft vor, dass die rot-grüne Wiener Stadtregierung von den Oppositionsparteien für Entscheidungen verhaltenen Applaus erhält. Am Donnerstag kam es wieder einmal zu diesem raren Ereignis. Die grüne Vizebürgermeisterin und Planungsstadträtin Birgit Hebein gab bekannt, dass im Otto-Wagner-Areal bei den Steinhofgründen in Penzing künftig keine Verbauung mehr möglich ist.

Zwischen den Pavillons ist keine Verbauung mehr möglich.
Foto: Erlacher/WSE/Pid

Dazu werden auch Grünflächen zwischen Sanatorium und Hauptareal, die schon in Bauland gewidmet wurden, wieder "in Grünland umgewidmet". Mit der neuen Flächenwidmung, die noch bis 20. Februar öffentlich aufliegt, soll nach Jahren das Ergebnis des Mediationsverfahrens zwischen Bürgerinitiativen, Stadt Wien und einer Expertenkommission umgesetzt werden.

Die Bürgerinitiativen werden das freilich nur bedingt so sehen: Denn im Ostareal gab es erst im Herbst 2019 Baumrodungen für ein zweites Wohnbauprojekt der Gesiba. Nachdem hier 65 Wohnungen in den vergangenen Jahren errichtet wurden, werden aktuell 120 leistbare Wohneinheiten gebaut. Die gemeinnützige Gesellschaft befindet sich fast zur Gänze im Besitz der Stadt. Als Ersatz für die Baumfällungen wurde die Pflanzung von 222 Bäumen angekündigt.

Für die neuen Gesiba-Bauten im Ostteil mussten auch Bäume gerodet werden.
Foto: Heribert Corn

Nach der Fertigstellung der insgesamt 185 Wohnungen sei aber im gesamten Areal des Otto-Wagner-Spitals keine weitere Bebauung mehr möglich, wird aus dem Büro Hebein versichert. Die Zahl übertrifft zwar die Grenze von 140 Wohnungen, die angepeilt wurde. Sie liegt aber weit unter dem, was realisierbar gewesen wäre.

Ursprünglich Bau von 600 Wohnungen angepeilt

Denn im Jahr 2006 hatte die Stadt – mit den Stimmen der SPÖ und der FPÖ – bereits eine Widmung beschlossen, die den Bau von 600 Wohnungen ermöglicht hätte. Nach massiver Kritik vor allem von Bürgerinitiativen zog der damalige Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) 2011 aber die Notbremse – und das bereits erwähnte Mediationsverfahren wurde aktiviert. Einige Bürgerinitiativen sprachen sich aber auch nach Abschluss des Verfahrens 2013 gegen jegliche Verbauung aus.

Über dem Spitalsareal thront die bekannte Otto-Wagner-Kirche bei den Steinhofgründen.
Foto: Robert Newald

Abgesehen von den Gesiba-Bauten im Ost-Areal kann es mit der neuen Flächenwidmung aber keine weitere Verbauung geben. Laut Hebein wird sichergestellt, dass das Areal mit seinen denkmalgeschützten Pavillons "in seiner Gesamtheit erhalten bleibt".

Die Pavillons sind aber nicht nur denkmalgeschützt, sondern teilweise auch baufällig oder sanierungsbedürftig. Und deren Zukunft und Nachnutzung ist noch offen: Denn das Otto-Wagner-Spital soll nach Plänen des Krankenanstaltenverbunds (KAV) bis Ende 2023 aus den verbliebenen Pavillons absiedeln.

So sieht der Lageplan des Otto-Wagner-Areals aus.
Foto: APA/Auftragsgrafik/WSE Wiener Standortentwicklung GmbH

Stadt kämpft um Universität

Zwar gibt es große Hoffnungen der Stadt, dass Teile der von George Soros gegründeten Central European University (CEU) in 17 Pavillons einziehen werden. Ein Memorandum of Understanding wurde auch unterzeichnet. Die Verhandlungen laufen aber weiterhin – und noch wurde das Otto-Wagner-Areal als neuer Campus der Uni mit einem Mietvertrag über 99 Jahre nicht fixiert. Schließlich geht es bei den Verhandlungen auch um viel Geld für Sanierungen.

Das Otto-Wagner-Spital wird bis Ende 2023 abgesiedelt. Als Nachmieter hofft die Stadt Wien auf die Central European University.
APA / Georg Hochmuth

Als Zwischenlösung fungiert für die CEU ein ehemaliges Bankgebäude in Favoriten. Ein Umzug wäre frühestens 2023 möglich. Das gesamte Otto-Wagner-Areal soll jedenfalls im Besitz der Stadt bleiben. Klappt der Deal mit der CEU, hofft Wien auf eine Sogwirkung für weitere Bildungseinrichtungen, die ebenfalls am Standort Interesse zeigen. Aber auch Nutzungen der Pavillons im Bereich Soziales, Kultur oder Wissenschaft seien vorstellbar. (David Krutzler, 9.1.2019)