Am 1. Jänner 2002 war es so weit. Die Europäische Union hatte sich eine Währung geschaffen, und ab dem Tag war sie für die Bürger greifbar. Ab diesem Datum spuckten die Bankomaten nur noch Euro-Scheine aus. Die Starterkits – ein Set Euro-Münzen – waren ab 15. Dezember 2001 erwerbbar und ein beliebtes Weihnachtsgeschenk in den Tagen vor der offiziellen Euro-Einführung. Für 200 Schilling konnte damals ein Sackerl Münzen im Wert von 14,54 Euro bei Banken und in Postämtern erworben werden.

Die Idee hinter der einheitlichen europäischen Währung war eine Erleichterung im Handel zwischen den Mitgliedsstaaten. Denn neben dem freien Warenverkehr zählten ja auch der freie Personenverkehr, die Dienstleistungsfreiheit und der freie Kapital- und Zahlungsverkehr zu den vier Grundfreiheiten der EU. Insofern war eine eigene Währung ein logischer Schritt.

Silvester 2001: EU-Kommissar Franz Fischler, EU-Kommissionspräsident Romano Prodi und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (von links) in Euro-Freuden.
APA/Bernhard J. Holzner

Finanzkrise wird zur Eurokrise

Dass diese Gemeinschaftswährung – die anfangs ECU heißen sollte, was dann aber als zu unpersönlich wahrgenommen wurde – den Mitgliedsländern noch einiges kosten würde, hat sich erst später – in der Finanzkrise, die sich in Europa zur Eurokrise ausgewachsen hat – gezeigt. Im Zuge der Finanzkrise war die Staatsverschuldung einzelner Euro-Länder massiv angestiegen. Ein finanzieller Kollaps – etwa von Griechenland – drohte. Also mussten die Euro-Länder einander helfen. Griechenland wurde mit drei Rettungspaketen und einem Schuldenschnitt am Leben gehalten. 278 Milliarden Euro (3,8 Billionen Schilling) flossen in Summe an das hochverschuldete Mittelmeerland – teils in Form direkter Kredite der Euro-Staaten, teils über die Rettungsschirme EFSF sowie ESM und teils über den Internationalen Währungsfonds.

Damals wurde massive Kritik am Euro laut. Als Währung wurde er teils für beendet erklärt. Denn was den verschuldeten Staaten plötzlich gefehlt hat, war die Möglichkeit, über lokale Währungsabwertungen die Landesfinanzen stabil zu halten. Die Abwertung einer lokalen Währung hätte Exporte des Landes verbilligt und das Land konkurrenzfähig gehalten.

Rezession 2009

Hinzu kam, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Zuge der Rezession 2009 sehr spät begonnen hat, zu unkonventionellen Mitteln zu greifen, um die Konjunktur zu beflügeln. Während die anderen Notenbanken (Bank of Japan, Bank of England und US-Fed) bereits sehr früh zusätzlich zur Zinssatzsenkung auch mit quantitativer Lockerung (QE) die Konjunktur stützten, hat die EZB dieses Instrument erst 2015 eingesetzt – und es auch verabsäumt, in der konjunkturellen Erholung die Zinsen wieder anzuheben, wie es etwa die US-Notenbank gemacht hatte.

Die zu hohen Staatsdefizite haben den Euro folglich geschwächt. Bis heute werden Defizitgrenzen von tragenden EU-Ländern nicht eingehalten. Dennoch konnte sich die gemeinsame Währung halten, und ihr Status als zweitwichtigste internationale Reservewährung wurde zuletzt gefestigt. Die Europäische Zentralbank (EZB) teilte Mitte des Vorjahres mit, dass der Anteil des Euro bereinigt um Wechselkurseffekte Ende 2018 bei 20,7 Prozent gelegen hatte. Exporte in Drittstaaten wurden zuletzt zu 57 Prozent in Euro fakturiert, die Importe in die Eurozone lauteten zu 45 Prozent auf Euro. Jean-Claude Juncker, bis Ende 2019 Präsident der Europäischen Kommission, fordert, dass die internationale Rolle des Euro noch stärker werden soll. Eine Arbeitsgruppe soll Wege ausloten, wie der Euro (zumindest für Europa) den Dollar als Ölwährung ablösen kann.

Schritt ins digitale Zeitalter

Auch digital soll die EU-Währung nun werden. Ausgelöst wurde die Debatte über einen digitalen Euro durch den Hype um Kryptowährungen und die von Facebook angedachte Währung Libra. Bevor man es Privaten überlasse, massiv in das Geldsystem einzuwirken, sollten die Notenbanken doch lieber selbst aktiv werden.

Und wie steht die Bevölkerung mittlerweile zum Euro? Einige rechnen – vor allem bei größeren Beträgen – noch immer in Schilling um. Der Wechselkurs von 13,7603 hat sich als wichtige Zahl wohl in vielen Köpfen eingebrannt. Der Euro wird oft als Teuro bezeichnet. Viele Österreicher haben den Eindruck, dass Produkte teurer geworden sind. Was früher zehn Schilling gekostet hat, koste heute oft einen Euro. Die Inflation als Preistreiber lassen viele nicht gelten.

Der Euro ist in 19 der 28 Mitgliedsstaaten Zahlungsmittel. Übrigens: Die originalverpackten Starterkits sind heute noch auf Ebay zu haben und bei Sammlern beliebt. Das Originalsackerl muss freilich unbeschädigt sein. Begehrt sind vor allem die Starterkits aus Finnland, denn darin sind noch die seltenen Ein- und Zwei-Cent-Münzen enthalten, deren Produktion in Finnland rasch per Gesetz eingestellt wurde. (Bettina Pfluger, 10.1.2019)