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176 Menschen kamen bei dem Flugzeugunglück außerhalb Teherans ums Leben.

Foto: AP/Ebrahim Noroozi

Bevor die Untersuchungen nicht abgeschlossen sind, kann kein definitives Urteil gefällt werden: Aber selbst wenn der Absturz der Ukraine-Airlines-Maschine in Teheran Mittwochfrüh nicht von einer iranischen Rakete verursacht worden sein sollte, müssten diese inmitten einer politischen und militärischen Eskalation ausgelöschten 176 Menschenleben der Anstoß zum Innehalten aller Beteiligten werden.

Seit es Hinweise darauf gibt, dass es ein versehentlicher Abschuss gewesen sein könnte, stellt sich die Spirale des auf irakischem und iranischem Territorium ausgetragenen Wahnsinns noch drastischer dar: eine iranische Flugabwehrrakete, abgeschossen als Reaktion auf einen vermeintlichen US-Gegenschlag nach einem real stattgefunden habenden iranischen Angriff auf US-Ziele im Irak ... Wo fing es an, und wo wird es aufhören, und wie viele Menschen werden als "Kollateralschaden" zugrunde gehen?

Kollateralschaden

Ermutigend – wenn auch für die Hinterbliebenen der Opfer kein Trost – ist, dass bisher nicht einmal die ausgewiesenen Feinde des Iran diesem Absicht unterstellen und dass Teheran zu einer internationalen Kooperation bei der Untersuchung bereit zu sein scheint. Ein Schlaglicht auf die iranische Situation wirft dabei, dass die Einbeziehung von Boeing-Experten wegen der US-Sanktionen gegen alle, die mit dem Iran geschäftliche Verbindung haben, einer gesonderten US-Zustimmung bedarf.

Sowohl in den USA als auch im Iran wird man jetzt auch an 1988 denken, als ein Airbus der Iran Air mit 290 Menschen an Bord vom Kriegsschiff USS Vincennes im Persischen Golf aus abgeschossen wurde. Entschädigungen wurden bezahlt, Entschuldigungen blieben aus: eine der offenen Wunden im US-iranischen Verhältnis, das unter Präsident Donald Trump so schlecht geworden ist, wie es seit dem Tod Ayatollah Khomeinis 1989 nicht mehr war. (10.1.2020)