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Amanda Salzgeber holte am Samstag bei den olympischen Jugendspielen in Lausanne Gold in der Kombination. Zum Auftakt hat sie als Vierte des Super-G um Haaresbreite eine Medaille verpasst.

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Salzgeber im Kombi-Slalom auf dem Sprung von vier (nach dem Super-G) auf eins und zu Gold.

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Ihre Eltern Rainer Salzgeber und Anita Wachter-Salzgeber kennen sich im Geschäft bestens aus und unterstützen ihre Tochter "so gut es geht".

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Amanda Salzgeber muss eigentlich niemandem etwas beweisen, weder ihren Trainern, noch ihren Eltern. In der Praxis sieht es für die Tochter von Anita Wachter-Salzgeber (52) und Rainer Salzgeber (52) aber etwas anders aus. Natürlich wird sie immer wieder auf ihre Eltern angesprochen, mit ihrer Mutter verglichen. Doch die Vorarlbergerin hat gelernt, damit umzugehen, es ist Routine geworden. "Mittlerweile ist es mir egal. Ich gehe meinen eigenen Weg. Und meine Eltern machen mir keinen Druck", sagt die 17-Jährige. Sie hat nur ein Ziel vor Augen: den Skiweltcup.

Stein im Weg

Die Eltern weisen sie gelegentlich darauf hin, dass sie es allein für sich macht. Rainer Salzgeber: "Ein Vorteil ist, dass wir uns im System bestens auskennen, andererseits haben die Leute bei so einer erfolgreichen Mama eine gewisse Erwartungshaltung." Diese sei aber für die eigene Entwicklung nicht dienlich und grundsätzlich der Stein, der da irgendwo im Weg liege. Die sportlichen Eltern haben ihre Tochter früh zum Skifahren mitgenommen und haben festgestellt – weil der Apfel auch in Vorarlberg nicht weit vom Stamm fällt – dass sie es gern macht und talentiert ist. Sie wurde Mitglied beim Wintersportverein Bartholomäberg und dann beim Skiclub Montafon. "Sie liebt das Skifahren und es nimmt halt einfach seinen Lauf", erzählt die Mutter. Ihre Tochter ist voll auf den Sport fokussiert, dem sie alles unterordnet. Spielte sie früher noch Querflöte, so bleibt dafür nun keine Zeit mehr.

Fehlen in der Schule

Die Vorarlbergerin ist viel unterwegs, sie bestreitet bis zu 40 Rennen pro Saison. Von Oktober bis März drückt sie daher nicht regelmäßig die Schulbank. "Das Programm ist hart. Wenn ich dann daheim bin, nütze ich die Zeit für Regeneration und Konditionstraining." In ihrem Jahrgang ist sie ganz vorne dabei. Im Dezember hat sie bei acht Einsätzen fünf Platzierungen unter den besten vier erreicht. Auf der Reiteralm war sie Zweite und Vierte in der Kombination, Dritte und Vierte im Super-G, Vierte und Elfte im Riesenslalom. Ihre Lieblingsdisziplin? "Riesentorlauf, aber ich fahre alles, auch Abfahrt. Super-G nicht so gern, aber da bin ich nicht so schlecht."

Sponsor an Bord

Amanda Salzgeber hat ihren Fokus auf das große Ganze gerichtet. Die Fis-Rangliste am Ende der Saison ist für sie am bedeutsamsten. Vergangene Saison schloss sie in ihrem Jahrgang in Riesentorlauf, Abfahrt und Super-G unter den top fünf ab. Solche Leistungen öffnen Türen. Auf Helm und Haube prangt bereits das Giebelkreuz. "Ich bekomme von Raiffeisen im Herbst und im Frühling eine fixe Prämie. Ich bin froh, dass ich das geschafft habe."

Doppelbelastung im Griff

Im Frühjahr muss die Schülerin des Sportgymnasiums Dornbirn viel nachholen. Weil sie kein "Internatsmensch" sei, hat sie das Skigymnasium Stams nach nur einem Jahr wieder verlassen und ist nach Vorarlberg zurückgekehrt, wo sie nun auf den Shuttleservice der Eltern angewiesen ist, um in die Schule oder zum Training zu kommen. Trotz Doppelbelastung schlägt sie sich auch in der Schule ganz gut, versichert ihre über die Landesgrenzen hinaus bekannte Mutter, die 1988 in Calgary Olympia-Gold in der Kombination, zwei weitere Olympiamedaillen und fünf WM-Medaillen holte und 19 Weltcupsiege – 14 davon im Riesentorlauf – feierte. Wenn es bei ihrer Tochter in der Schule mal nicht nach Wunsch funktionieren sollte, "dann macht sie halt einmal eine Ehrenrunde, das sehen wir eigentlich locker."

Schule für das Leben

Ihre Eltern geben Tipps, unterstützen sie, "so gut es geht. Aber machen muss sie es leider oder Gott sei Dank selber, da können wir ihr nicht helfen", sagt die Mutter. Der Vater weiß, dass der Skisport "ein Riesenaufwand" ist. Er war Vizeweltmeister im Riesentorlauf in Morioka 1993, stand sechsmal auf einem Weltcuppodest und ist seit Jahren Rennsportleiter bei Head.

Dass der Leistungssport auch Gefahren birgt, ist den Eltern bewusst. Der Mutter ist wichtig, dass sich Kinder bewegen und Ziele haben. "Solange Kinder Sport betreiben, bei einem Verein sind, sind sie gut aufgehoben und lernen dabei sehr viel für die Zukunft. Und man muss nicht andauernd Computer-, Fernseh- oder Handyverbot geben." Der Vater weiß, dass die Überzeugung für den Sport zu 100 Prozent von der Tochter kommen und Freude bereiten muss. "Und du musst es konditionell erledigen, damit du stark bist."

Geduldsprobe

Besteht die Gefahr des Überpowerns oder passiert einmal ein Malheur, wie im November, als sich Amanda Salzgeber einen Einriss des Syndesmosebandes zuzog und drei Wochen pausieren musste, ist der Rat der Eltern gefragt. "Gefeit vor Verletzungen ist man nie", sagt die Mutter. Wichtig sei, auf den Körper zu hören, er gebe den Takt vor. "Aber es ist schwer, ein Rennpferd zu stoppen", sagt Wachter-Salzgeber, deren jüngere Tochter Angelina (15) auch bereits erfolgreich Rennen fährt.

Erfolgreiche Bewährungsprobe

Für die 17-Jährige gilt es aktuell, eine Bewährungsprobe bei einem Großereignis abzulegen. Bei den Olympischen Jugendspielen in Lausanne, wo sie als Fahnenträgerin fungiert, will sie daran anschließen, was sie zuletzt zeigte. "Dann schaut das Ergebnis so aus, wie ich es mir vorstelle." Im Super-G am Freitag, der auch zur Kombination zählt, fehlten ihr als Vierte nur 13 Hundertstel auf Gold. Am Samstag machte sie dann aber den Coup in Les Diablerets perfekt und holte sich mit zwei starken Slalomläufen Gold in der Kombination. Tags darauf stürmte sie im Riesentorlauf von Platz sechs zur Halbzeit noch aufs Podest und holte Bronze . "Ich weiß gar nicht, was hier passiert, unglaublich – ich bin mega-happy", kommentierte die Vorarlbergerin die Ereignisse. (Thomas Hirner, 12.1.2020)