Parade der SPÖ: Die Theatersitcom "The Bruno Kreisky Lookalike" im Wuk.

TimTom

Er mache Theater in der freien Szene nicht aus Not, sondern aus Überzeugung, sagte Yosi Wanunu bei der Nestroy-Verleihung vergangenen November und reckte seine Trophäe in die Luft. Die Theatersitcom The Bruno Kreisky Lookalike der Truppe Toxic Dreams (mit Kornelia Kilga, seit 1997) wurde als beste Produktion in der Sparte Off-Theater prämiert. Jetzt geht die Trilogie im Wiener Wuk ins Finale. Das Stück schließt nahtlos ans "Was bisher geschah" der bisherigen beiden Staffeln an: Der dem Sonnenkanzler ähnlich sehende Hermann Swoboda wird aufgrund dieses Umstands SPÖ-Spitzenkandidat für die Nationalratswahl.

Achtung: Applaus jetzt!

Der englischsprachige Abend beginnt mit einem formidablen Monolog Wanunus. Als Produktionsleiter mit Klemmbrett gebietet er charmant bis sadistisch über zu wiederholende Szenen und schon oder nicht sitzende Pointen. Als die türkis-blaue Koalition vergangenen Mai explodiert ist, habe er sein schon fertiges Drehbuch für die aktuellen finalen Folgen obsolet werden sehen. Aber Frieden zwischen Israelis und Palästinensern sei wahrscheinlicher, als dass die SPÖ so schnell wieder auf die Beine kommt, atmet er auf und erntet die ersten Lacher.

Es werden viele folgen. Die drei Stunden bersten vor Witzen und Späßchen – sie kommen so dick, da kann man schon einmal den einen oder anderen nicht so gelungen finden und aussitzen. Aber Achtung! Kommt einer besonders plakativ daher, ist er umso ironischer gemeint. Toxic Dreams spielen mit den dem Format TV-Sitcom eigenen Stilmitteln – Lacher vom Band, Applaussignal, grell, laut, schnell – famos. Anna Mendelssohn ist eine ekstatische Werbetreibende, Anat Stainberg eine Psychiaterin mit Freud-Defekt. Die Schwulenwitze (Dominik Grünbühel) geraten diesmal aber lahm.

Heitere SPÖ-Parade

Sebastian Kurz wird da schon besser mit Namenswitzchen ("... but he came short") durch den Kakao gezogen. Weil die Sozialdemokraten in letzter Zeit rasend schnell ihre Vorsitzenden wechseln, gehen sich genügend bekannte Gesichter aus, sodass jeder im Ensemble mit einer Pappmaske von Klima, Kern oder Co einen Tanz aufführen kann. Pamela Rendi-Wagner schaut dabei ratlos.

Die Demokratie sei heute dem Kapitalismus unterlegen und Politik sei Entertainment, lauten zwei der politischen Analysen hinter dem Klamauk. Als Zwischenspiel warten Vegetarierwitze oder ein Werbespot für Kakerlakenmilch. Man hätte manch Kürzung verkraftet. Toll die Genauigkeit und Lust, mit denen an Szenen gefeilt wird. (Michael Wurmitzer, 13.1.2020)