Haitham bin Tariq bin Taimur Al Said versprach Kontinuität.

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Erst am Sonntag, dem Tag nach der Beerdigung von Sultan Qabus bin Said Al Said, wurden die internationalen Trauergäste in der omanischen Hauptstadt Maskat empfangen: Dort erwartete sie der bereits inthronisierte Nachfolger, Haitham bin Tariq, ein Cousin Qabus’. Der 79-jährige Sultan Qabus war Freitagabend im 49. Jahr seiner Herrschaft nach jahrelanger schwerer Krankheit verstorben.

Die rasche Übergabe an einen neuen Herrscher sollte Kontinuität signalisieren. Nicht nur, dass sich nur die Alten unter den fast fünf Millionen meist jungen Omanis an die Zeit vor Qabus erinnern können. Er selbst hatte auf eine starke Personalisierung der Herrschaft gesetzt: Qabus’ Name kommt in der Nationalhymne vor, sein Geburtstag ist der Nationalfeiertag. Für den Oman ist sein Tod ein tiefer Einschnitt und kommt in einer extrem instabilen Zeit am Persischen Golf.

Zwei weitere mögliche Nachfolger

Seinen Nachfolger hatte er nicht öffentlich designiert, der Name Haitham stand jedoch in einem Brief, der nach dem Tod des Sultans geöffnet wurde, bevor sich – was auch eine Möglichkeit gewesen wäre – der Familienrat auf einen neuen Sultan geeinigt hätte. Die Herrschaft geht deshalb auf die Linie eines Onkels – Tariq, Bruder des Vaters von Qabus – über, weil der nur einmal kurz verheiratete Sultan keine Söhne, überhaupt keine Kinder, hatte. Neben Haitham, 65, war auch sein gleichaltriger Halbbruder Asaad und ein jüngerer, Shihab, genannt worden, aber auch ein Sohn Asaads, Taymur.

Haitham bin Tariq war lange Zeit im omanischen Außenministerium tätig, auch als Generalsekretär desselben. Zuletzt hatte er als Minister die Kulturagenden inne. Die Übergabe ging zwar völlig glatt und ohne jeden Hinweis auf einen Dissens vonstatten, aber leicht wird es der neue Sultan nicht haben. Die Cousins Qabus’ sind zwar einigermaßen bekannt und beliebt, gelten Systemkritikern aber als Teil jener omanischen Elite, die sich durch Geschäfte auf Staatskosten bereichern konnte. Im Fall Haithams kommt ein mit großem Verlust gescheitertes Megaprojekt an der omanischen Küste hinzu, Blue City, zu dessen Rettung die Regierung viel Geld in die Hand nehmen musste.

Durch die lange Krankheit Qabus’, der sich um die Tagesgeschäfte nicht mehr kümmerte, aber sie auch nicht klar jemand anderem übertrug, gibt es einen großen Reformstau im Land. Der Oman hat ein wirtschaftliches Rehabilitationsprogramm, die "Vision 2040", die jedoch nie wirklich abhob. Keiner wollte für potenziell unpopuläre Maßnahmen verantwortlich sein.

Heftiger Arabischer Frühling

2011, während des Arabischen Frühlings, hatte man zum ersten Mal gesehen, dass Potenzial für Unzufriedenheit unter der Oberfläche schlummert: Bei Demonstrationen gab es mehrere Tote. Der Sultan reagierte mit dem üblichen Mix aus Entgegenkommen und Repression.

Haitham bin Tariq gelobte bei seiner Antrittsrede, die Politik seines Cousins weiterzuführen – die sich außenpolitisch vor allem durch Äquidistanz und Ausgleich auszeichnete. Der Oman hielt sich bisher von der neuen aggressiven saudischen Politik eher fern und trat etwa, als einziger Staat des Golfkooperationsrates (GCC), der saudisch-geführten Anti-Huthi-Koalition im Jemen nicht einmal nominell bei. Aus Saudi-Arabien fürchtet man den wahhabitischen Einfluss, aus den Vereinigten Arabischen Emiraten begehrliche Blicke auf Musandam, die omanische Enklave an der Spitze der Halbinsel an der Straße von Hormus.

Wechsel an der Spitze mehrerer Staaten

Gleich mehrere arabische Staaten am Persischen Golf werden in den nächsten Jahren einen Wechsel an der Staatsspitze erleben: In Kuwait ist Emir Sabah al-Ahmad al-Jabir al-Sabah, der sich in den vergangenen Jahren einen guten Ruf als Vermittler erworben hat, 90 Jahre alt und von schlechter Gesundheit. In Saudi-Arabien ist der sehr gebrechliche Salman bin Abdulaziz (84) mit größter Wahrscheinlichkeit der letzte König aus der Generation der Söhne von Staatsgründer Ibn Saud. Mit Mohammed bin Salman gibt es einen starken, aber auch umstrittenen Thronanwärter.

In den Vereinigten Arabischen Emiraten ist der Präsident und Emir von Abu Dhabi, Khalifa bin Zayed Al Nahyan (71), nach einem Schlaganfall arbeitsunfähig, es regiert de facto sein Bruder Mohammed. Und in Bahrain wird König Hamad bin Issa Al Khalifa zwar erst 70, der Inselstaat ist aber inmitten des Abgangs des mächtigen Onkels des Königs, Khalifa bin Salman Al Khalifa, der seit 1971 als Premier die Regierungsgeschäfte führt. Das wird den 2013 ins Amt gekommenen jungen Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani (39), zum längstdienenden Herrscher eines arabischen Golfstaats machen – wobei Katar weiter unter dem Boykott eines Teils dieser Länder steht. (Gudrun Harrer, 12.1.2020)