Wien – Österreichs Handball-Nationalteam rollt zum nächsten Sieg bei der Heim-Europameisterschaft. In der Wiener Stadthalle wurde die Ukraine 34:30 (18:17) überwunden.

Die Highlights in der Zusammenfassung.
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Spieltag zwei in der Stadthalle. Die Bumm-Bumm-Musik ist noch immer so laut wie am Ballermann. Die Vorbereitung auf die Partie verlief ruhiger. Österreichs Teamspieler frühstückten am Match-Tag gemeinsam mit den Ukrainern. "Wir wohnen im selben Hotel. Und ich bin jedes Mal überrascht", sagt Teamchef Ales Pajovic, denn "die Ukrainer sind echte Henker". Gleich fünf Spieler sind über zwei Meter groß. Pajovic, selbst 1,97 Meter, fragte die Ukrainer beim Frühstück "wie das Wetter da oben ist".

Im ÖHB-Team wissen das nur Janko Bozovic und Niko Bilyk. Auf die zwei größten und gefährlichsten Angreifer Österreichs konzentrieren sich die Ukrainer naturgemäß besonders. Bozovic bekam in der ersten Halbzeit gleich zweimal Stereo-Watschen, blieb jeweils kurz liegen und musste behandelt werden. 8000 Zuschauer pfiffen die Ukrainer aus, herrliche Stimmung. "Dann müssen das unsere Mittelmänner besser lösen", stellte Pajovic klar, der etwa auch von Hard-Spieler Gerald Zeiner eine Steigerung gegenüber der ersten Partie erwartet.

Auf Nikola Bilyk war wieder Verlass: Neun Tore erzielte der Kapitän.
Foto: EPA/VALDRIN XHEMAJ

Mit dem Eisbrecher

Die Ukrainer fuhren mit dem Eisbrecher durch die österreichische Abwehr durch, unaufhaltsam, brutal, dominierten die erste Viertelstunde. Die Geschosse flogen aus allen Distanzen ins Netz, Goalie Thomas Bauer konnte einem wieder leid tun. Er musste wie schon gegen Tschechien bald Zweier-Keeper Eichberger Platz machen, kassierte dafür in der 22. Minute auch noch eine Zwei-Minuten-Strafe für einen Wechselfehler.

Probleme bereitete die Ukraine dem ÖHB-Team zudem mit ihrer 7:6-Überzahlvariante. Bilyk und Co. antworten auf die Fleischhauerei mit Grazilität. Gleich fünf Goals gelangen mit herrlichen Pässen über die schlanken Flügel Weber und Frimmel in den ersten 30 Minuten. Die Führung wechselte hin und her, mehr als zwei Tore Vorsprung konnte keine Mannschaft bis zur Pause herausholen. Bilyk stellte quasi mit der Sirene auf 18:17.

Man muss sich ja wehren dürfen.
Foto: EPA/VALDRIN XHEMAJ

Viele Kilos

Die Ukrainer zeigten dann kurz, dass sie auch anders können. Ein eingesprungenes Flügel-Tor dank einem in der Luft volley übernommenen Ball, eine Minute später ein Extra-Zucker-Pass vom ohnehin bereits völlig freien Flügel in die Mitte, das ÖHB-Team wurde schwindlig gespielt. Einmal gingen die Ukrainer noch in Führung ( 23:24, 42. Minute), dann wachte Bozovic auf, traf dreimal hintereinander (26:25, 45.). Die ÖHB-Abwehr stand wie schon gegen Tschechien auf wackeligen Beinen, Posch und der voluminöse Wagner warfen ihre 240 Kilo (zusammen) aber mutig in die Auseinandersetzung.

Die Entscheidung dann vier Minuten vor Schluss: Zuerst traf Flügel Weber ins leere ukrainische Tor (30:29), dann bekam Kapitan Bilyk, wer sonst, zweimal einen Energieanfall und verwertete aus der Distanz, obwohl zwei Ukrainer an ihm dran hingen wie lästige Kletten.

Rechnerei

Und jetzt zur Tabellensituation. Die ist pikant. Als Erster der Gruppe B hat das ÖHB-Team grundsätzlich gute Aussichten, am Dienstag gegen Nordmazedonien (18.15 Uhr, live ORF Sport +) den Aufstieg zu fixieren. Das unheimliche Szenario: Österreich scheidet aus wenn es eine Niederlage mit mehr als vier Toren Unterschied gegen Nordmazedonien gibt und die Tschechen in deren letzter Partie gegen die Ukraine gewinnen. Die ersten zwei Teams steigen auf.

Teamchef Pajovic: "Die Jungs haben richtig gekämpft. Die letzten Minuten waren 7:6 (personelle Überzahl der Ukraine), da brauchst du richtig viel Energie. Wir haben mit Herz gespielt". (Florian Vetter, 12.1.2020)

Handball-EM, Zweiter Spieltag, Gruppe B

Österreich – Ukraine 34:30 (18:17). Wr. Stadthalle, 8.000.
Tore: Bilyk 10, Weber 8, Bozovic 7, Frimmel, Posch je 3, Santos, Zeiner, Zivkovic je 1. Beste Werfer UKR: Kosakewtisch 7, Schukow 6

Tschechien – Nordmazedonien 27:25 (9:11)