Ornithologen vermelden einen sensationellen Erfolg: Bei einer Expedition konnten auf mehreren kleinen indonesischen Inseln binnen weniger Wochen insgesamt fünf neue Vogelarten und fünf bisher unbekannte Unterarten identifiziert werden. Wie die Forscher im Fachblatt "Science" berichten, handelt es sich um einen Jahrhundertfund.

Der Taliabu-Schwirrl zählt zu den neu entdeckten Spezies.
Foto: James Eaton/Birdtour Asia

Isolierte Inseln

Frank Rheindt von der National University of Singapore und Kollegen verbrachten insgesamt sechs Wochen auf den Inseln Taliabu, Peleng und Togian nordöstlich von Sulawesi. Ausgewählt hatten die Forscher die ornithologisch noch wenig beforschten Inseln aufgrund ihrer vielversprechenden Lage: Untersuchungen hatten gezeigt, dass sie durch Tiefseegräben von Sulawesi getrennt sind und trotz ihrer Nähe auch während der Eiszeiten isoliert geblieben sind. Die Forscher nahmen an, dass die lange genetische Isolation zu einer außergewöhnlichen Biodiversität geführt haben könnte.

Eine der bislang unbekannten Unterarten: der Togian Jungle-Flycatcher.
Foto: James Eaton/Birdtour Asia

Schwindender Lebensraum

Die Auswahlstrategie ging auf. Im Hochland von Taliabu stießen die Wissenschafter auf gleich drei unbekannte Arten: einen Feldschwirl, einen Honigfresser und einen Laubsänger. Außerdem entdeckten sie drei neue Unterarten bereits bekannter Spezies auf der Insel. Auf Peleng fanden sich ein unbekannter Fächerschwanz und ein Laubsänger sowie eine weitere neue Unterart. Eine fünfte unbekannte Unterart wurde schließlich auf Togian gefunden.

Ein Laubsänger auf Taliabu.
Foto: James Eaton/Birdtour Asia

Die Ergebnisse würden darauf hindeuten, dass es noch viele Gebiete mit unbekannten Spezies geben könnte, schreiben die Wissenschafter. Freilich arbeiten die Biologen vielerorts gegen die Zeit, wie auch die aktuellen Entdeckungen zeigen: Der Lebensraum einiger der neu entdeckten Arten ist bereits auf wenige Quadratkilometer geschrumpft. "Für große Teile der weltweiten Artenvielfalt besteht ein beträchtliches Risiko, zu verschwinden, bevor sie der Wissenschaft überhaupt bekannt sind", schreiben Jonathan Kennedy (Universität Sheffield) und Jon Fjeldsa (Universität Kopenhagen) in einem Begleitkommentar in "Science". (dare, 20.1.2020)