Künstlerische Darstellung des Heißen Jupiters Wasp-12b

Illustration: Nasa/Esa/G. Bacon (STScI)

Das Ende der Erde ist unausweichlich – aber immerhin liegt es in ferner Zukunft. Erst in fünf Milliarden Jahren wird sich die Sonne zu einem Roten Riesen aufblähen und die inneren Planeten unseres Systems verschlingen. Für den Exoplaneten Wasp-12b, der seinen Stern rund 870 Lichtjahre von uns entfernt umkreist, sieht im Vergleich schon die nahe Zukunft düster aus: Wie Forscher nun ermittelten, befindet er sich in einer "Todessprirale" um seinen Stern und hat nur noch etwa drei Millionen Jahre vor sich.

Wasp-12b zählt zu den sogenannten Heißen Jupitern. Das sind Gasriesen, die aufgrund der Nähe zu ihrem Stern enorme Oberflächentemperaturen aufweisen. Wasp-12b, den Astronomen schon 2008 entdeckten, umrundet sein Gestirn Wasp-12 alle 26 Stunden. "Schon seit der Entdeckung des ersten Heißen Jupiters 1995 haben wir uns gefragt, wie lange solche Planeten überleben können", sagte Joshua Winn von der Princeton University, einer der Autoren der Studie in den "Astrophysical Journal Letters".

Klar war, dass die starken gravitativen Kräfte, denen sie ausgesetzt sind, den Orbit dieser Welten beeinflussen und sie früher oder später ihrem Ende zuführen müssen. Zweifelsfrei nachgewiesen wurde eine solche "Todesspirale" bei heißen Jupiter aber bisher nicht.

Verräterischer Transit

Wie sich zeigte, ist Wasp-12b ein günstiger Kandidat zur Beobachtung dieses spektakulären Vorgangs. Die Forscher fanden schon vor einiger Zeit heraus, dass sich die Transitzeit des Planeten seit seiner Entdeckung kontinuierlich verkürzt – freilich nur im Millisekundenbereich. Könnte das ein Hinweis darauf sein, dass der Orbit des Gasriesen immer enger wird? Ja, doch es gibt auch eine alternative Erklärung: Theoretisch könnten die verkürzten Transitzeiten auch auf die langsame Verschiebung der Ausrichtung eines exzentrischen Orbits zurückzuführen sein, ohne, dass sich der Planet dem Stern annähert.

Für ihre Studie untersuchten Winn und Kollegen vorhandene Transitdaten des Planeten erneut und analysierten dabei auch Okkultationen – also jene Phasen, in denen der Planet hinter seinem Stern vorbeizieht. Wenn es sich "nur" um eine Verschiebung des Orbits handeln würde, müsste die Okkultationsdauer zunehmen. Das Ergebnis der Auswertung zeigte aber ein anderes Bild: Sowohl die Transitperiode wie auch die Okkulatationsperiode verringerten sich gleichermaßen.

"Aufgrund dieser Daten können wir sagen, dass sich der Planet tatsächlich in einer Todesspirale um seinen Stern befindet", sagte Erstautor Samuel Yee (ebenfalls Uni Princeton). "Das bestätigt die theoretischen Vorhersagen, dass Heiße Jupiter letztlich durch diesen Prozess zerstört werden."

Wasp-12b fasziniert Astronomen schon länger. Der Exoplanet mit gebundener Rotation, der seinem Stern stets dieselbe Seite zuwendet, zählt nämlich auch zu den dunkelsten bekannten Planeten: Wie Forscher 2017 berichteten, schluckt er nahezu alles einfallende Licht. Womöglich liegt das am hohen Anteil an atomarem Wasserstoff in seiner Atmosphäre, der das einfallende Licht absorbiert. (dare, 18.1.2020)