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Übersichtlich muss es sein, schnell und einfach gehen: Worin Buchungsportale längst Meister sind, das müssen viele Hoteliers erst lernen.

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Die Transparenz im Urlaubsbusiness hat die Erholungsindustrie in unvergleichliche Höhen geführt. Noch nie waren so viele Gäste auf der Suche nach Entspannung unterwegs wie jetzt. Gleichzeitig ist die Abhängigkeit der Urlaubsmacher von Plattformen wie Booking, die Daten in Gold zu verwandeln verstehen wie kaum jemand sonst, so groß. Manche Hoteliers sprechen sogar von Erpressung.

Wer einen günstigeren Preis auf der hoteleigenen Homepage oder anderswo verspreche als zum Beispiel Booking, werde von Plattformbetreibern geschnitten, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Das könne so weit führen, dass man unter ferner liefen gereiht werde und damit nur mehr schwer bis kaum auffindbar sei. Dabei sei dies eindeutig ein Gesetzesbruch.

Billiger darfs nicht sein

Seit 2017 ist in Österreich nämlich verboten, was in den meisten anderen Ländern Europas noch geht: Ratenparität. Booking und Co dürfen seit der Gesetzesänderung unter Türkis-Blau den Hoteliers nicht mehr verbieten, ein Zimmer zu einem niedrigeren Preis zu verkaufen als Booking. Vier von zehn Hotelbetreibern gaben in einer Umfrage an, das sich Booking nicht daran hält, was der Plattformbetreiber dementiert.

"Wir werden dem auf den Grund gehen, Material sammeln und gegebenenfalls auch Klage einbringen", kündigte die Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), Michaela Reitterer, beim Jahrestreff der Vier- und Fünf-Stern-Hotellerie am Montag in Bregenz an.

Wer international sichtbar bleiben will, muss auf einer Buchungsplattform vertreten sein. Das kostet Geld, mitunter sogar viel Geld. Etwa dann, wenn ein Hotel die Buchungsplattform kurzfristig nutzen will, um ein Nachfrageloch zu füllen. Dann kann die Gebühr, mit der die Sichtbarkeit im Internet gewährleistet wird, auch Richtung 40 Prozent schnellen. Im Schnitt bewegen sich die Provisionssätze bei 15 Prozent vom Bruttopreis des Zimmers inklusive Ortstaxe und Steuer. In der Stadthotellerie ist es etwas mehr, in der Ferienhotellerie mit einem höheren Stammgästeanteil etwas weniger.

21,2 Prozent nutzen Portale

Laut einer von der ÖHV vor Weihnachten in Auftrag gegebenen Umfrage im deutschsprachigen Raum über das Buchungsverhalten der Gäste beim Österreich-Urlaub gaben 68,7 Prozent an, direkt beim Hotel gebucht zu haben. 21,2 Prozent fanden den Weg ins Urlaubsdomizil über eine Buchungsplattform, knapp fünf Prozent über das Reisebüro. Ausschlaggebend für die Direktbuchung war in 55,2 Prozent der Fälle der Preis. "Das aber auch erst, seit wir den Preis bestimmen können", sagte Reitterer.

Die Gäste werden jedenfalls immer selbstbewusster, vergleichen Preise, informieren sich im Internet, bevor sie buchen. Reitterer sieht auch eine Bringschuld bei den Hoteliers. Es gebe nicht allzu viele Hotel-Homepages, die auf dem Stand der Zeit seien und hinsichtlich Benutzerfreundlichkeit mit Plattformbetreibern mithalten könnten. Hierzu soll es Schulungen geben.

Südtiroler mit eigener Plattform

In Südtirol ist dem Hotelverband HGV gelungen, was Österreichs Hoteliers bisher nicht geschafft haben: eine eigene Buchungsplattform zu schaffen. Mit 2300 Betrieben sei fast die Hälfte der infrage kommenden Hotels in Südtirol auf der 2011 gestarteten Plattform booking.suedtirol.com versammelt. Der Umsatz belief sich zuletzt auf 51 Millionen Euro, booking.com machte knapp 200 Millionen Umsatz. Reitterer sprach von einer "großen Vision", so etwas auch in Österreich hinzubekommen. (Günther Strobl, 14.1.2020)