Vor allem bei Hilfstätigkeiten wird die Leiharbeit immer beliebter. Die Gewerkschaft fordert Obergrenzen beim Anteil der Leiharbeiter in einem Unternehmen.

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Wien – Für die Privatangestelltengewerkschaft GPA-djp sind es alarmierende Zahlen: Rund ein Drittel aller Beschäftigten in Österreich arbeitet mittlerweile in atypischen oder prekären Beschäftigungsformen. Das heißt, mehr als eine Million Menschen haben keine unbefristete Vollzeitstelle. Bei der Gewerkschaft ortet man deswegen bei vielen eine größere Unsicherheit in Bezug auf den Arbeitsplatz und schlechtere Bezahlung.

"Seit 2012 ist vor allem die Zahl der Leihangestellten sowie der Teilzeit,- geringfügig und mehrfach Beschäftigten stark gestiegen", sagte die Vorsitzende der GPA-djp, Barbara Teiber, am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Den größten Handlungsbedarf sieht sie bei den Leihangestellten. Im Dezember habe es hierzulande erstmals mehr als 90.000 Leiharbeitskräfte gegeben, in den vergangenen drei Jahrzehnten habe sich ihre Zahl verzehnfacht – und deren Situation müsse verbessert werden.

Beispiel Amazon

Als Beispiel bringt Teiber den Standort des Onlinehandelsgiganten Amazon im niederösterreichischen Großebersdorf. Von mehr als 150 Beschäftigen waren im Sommer nur 16 Filialmanager direkt bei Amazon angestellt. Operativ bediene sich der Onlineriese ausschließlich an Leiharbeitern. Teiber fordert deshalb, dass Leiharbeiter sämtliche Vorteile der Festangestellten wie Prämien und Gratifikationen bekommen, dass die Obergrenze beim Anteil von Leiharbeitern auf 50 und in weiterer Folge auf zehn Prozent reduziert wird. Überdies solle ein Leihangestellter nach zwölfmonatiger Überlassungsdauer direkt in den Betrieb übernommen werden – vorausgesetzt, er möchte das.

Teiber präsentierte einen umfangreichen Forderungskatalog an die türkis-grüne Regierung. Darin finden sich auch weitere Anliegen: Der Durchrechnungszeitraum für den Mehrarbeitszuschlag bei Teilzeitbeschäftigung soll von drei auf einen Monat reduziert werden. Befristete Verträge sollten auch bei der ersten Befristung nur mit sachlicher Rechtfertigung möglich sein. Die Dauer der Befristung muss dabei dem Tätigkeitsniveau der Stelle entsprechen.

"Leider ist gerade das Kapitel Arbeitsrecht im Regierungsprogramm sehr dünn. In diesem Kapitel findet sich nichts darüber, wie atypisch Beschäftigte, von denen sehr viele zu den 300.000 Working Poor in Österreich zählen, besser abgesichert werden sollen", sagt Teiber. Die Gewerkschaft habe sich deswegen am Dienstag mit einem Brief an Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) und Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) gewandt.

Hier die Forderungen im Detail.

Neue Informationsseite

Neben dem Forderungskatalog an die Regierung hat die GPA-djp eine neue Informationsplattform für atypisch Beschäftigte vorgestellt. Auf aufdeinerseite.at können sich Menschen über ihre Ansprüche und die rechtliche Situation rund um ihr Beschäftigungsverhältnis informieren.

Das Angebot richtet sich an Beschäftigte in Teilzeit, geringfügig Beschäftigte, befristet und mehrfach Beschäftigte, Leihangestellte, Freie Dienstnehmer, Neue Selbstständige, Einpersonenunternehmen sowie Praktikanten und Volontäre. (and, 14.1.2020)