Im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos leben mehr als 18.000 Menschen, obwohl es nur Kapazitäten für 2.500 Flüchtlinge gebe.

Foto: EPA / ORESTIS PANAGIOTOU

42 Prozent der Menschen im Camp Moria sind minderjährig.

Foto: Adelheid Wölfl

Athen – In Griechenland nehmen Proteste gegen die Überfüllung der Migrantenlager sowie den Bau neuer Lager zu: Aufgebrachte Einwohner beschimpften am Montagabend im Rathaus der Insel Chios den konservativen Vizeminister für Arbeit und Lokalabgeordneten Notis Mitarakis. "Bringt die Migranten endlich zum Festland (...) jetzt spricht das Volk", skandierten einige Demonstranten laut lokalen Medien.

Auch auf anderen Inseln sowie auf dem Festland gibt es Proteste. "Wir sind 8.000 Einwohner und beherbergen mehr als 2.600 Migranten. Das kann keiner auf Dauer ertragen", sagte der Bürgermeister der Insel Leros, Michalis Kollias, am Dienstag im griechischen Nachrichtensender Real. Die Migranten leben im Elend und die Infrastruktur der Insel breche zusammen. Die Geduld der Einwohner sei "am Ende", fügte der Bürgermeister hinzu.

Mehr als 42.000 Menschen auf Inseln

Nach jüngsten Angaben der Regierung in Athen harren in den Lagern dieser Inseln mehr als 42.000 Menschen aus. Noch im April 2019 lebten auf den Inseln nur 14.000 Migranten. Die Regierung in Athen versucht die Lage zu entschärfen. In den vergangenen Monaten wurden mehr als 10.000 Migranten zum Festland gebracht. Fast täglich setzen aber neue Migranten aus der Türkei zu den griechischen Inseln über. Vergangenen Sonntag waren 134 Menschen zum Festland gebracht worden. Am gleichen Tag setzten aber 154 neue Migranten aus der Türkei auf die Inseln über, teilte das Bürgerschutzministerium mit.

Besonders dramatisch ist die Situation im Camp Moria auf der Insel Lesbos. Im Aufnahmezentrum befinden sich etwa 5000 Menschen – eigentlich wurde es für 2800 ausgerichtet. In den Olivenhainen ringsum hausen laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR weitere 14.000 Menschen. 70 Prozent der etwa 20.000 Migranten auf der Insel sind Afghanen, 13 Prozent Syrer, vier Prozent Kongolesen und Somalier. 42 Prozent aller Flüchtlinge hier sind minderjährig – sieben von zehn der Kinder sind laut dem UNHCR unter zwölf Jahre alt. (APA, red, 14.1.2020)