Wien – Wenn Mutter und Kind miteinander spielen, passen sich ihre Gehirnwellen aneinander an. Und je mehr sie aufeinander eingehen, desto stärker sind die Rhythmen in Gehirnregionen synchronisiert, die für soziale Interaktionen wichtig sind, berichten Wiener Forscher im Fachjournal "Cortex".

Das Experiment

Das Team um Stefanie Höhl und Trinh Nguyen vom Institut für Psychologie der Entwicklung und Bildung der Universität Wien ließen fünf- bis sechsjährige Kinder und ihre Mütter einzeln oder gemeinsam eine Art Puzzle spielen. Genauer gesagt handelte es sich um das Legespiel Tangram, bei dem man mit drei- und viereckigen Plättchen verschiedene Formen und Figuren legen kann.

Während des Spiels wurde durch funktionelle Nah-Infrarotspektroskopie (fNIRS) gleichzeitig die Gehirnaktivität von Mutter und Kind abgeleitet. Mit dieser Methode können Änderungen der Sauerstoffsättigung in Gehirnregionen erfasst werden.

Währen die Probanden nun spielten, erfassten die Forscher deren Gehirnaktivitäten im Schläfenlappen und Frontalhirn. "Eine Aktivierung in diesen Regionen steht im Zusammenhang mit dem Fassen gemeinsamer Absichten und gegenseitiger Perspektivenübernahme", berichten die Forscher.

Ergebnisse und Folgerungen

Wenn Mutter und Kind miteinander das Puzzlespiel lösten, begannen sich ihre Gehirnaktivitäten in den beiden Regionen aneinander anzugleichen – insbesondere, wenn die beiden spontan aufeinander eingingen. Wenn beide zwar am selben Tisch saßen, aber jeder für sich allein spielte, zeigte sich keine Synchronisierung.

"Die Studie zeigt, dass die Anpassung der Gehirnaktivität schon im Kindesalter eine grundlegende Rolle bei sozialen Interaktionen spielt", berichten Höhl und Nguyen. Ob im Zusammenspiel von Vater und Kind derselbe Effekt auftritt, soll in weiterführenden Studien erforscht werden. (red, APA, 14. 1. 2020)