Staatschef Macron wird langsam ungeduldig.

Foto: APA/AFP/POOL/GUILLAUME HORCAJUEL

Das Gipfeltreffen in der Pyrenäenstadt Pau dauerte nur ein paar Stunden. Zeit genug für Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron, seinen fünf Amtskollegen aus Mali, Niger, Burkina Faso, Tschad und Mauretanien ins Gewissen zu reden. Das Resultat war eine – zweifellos vorbereitete – Schlusserklärung, die den französischen Militäreinsatz gegen die vorrückenden Jihadisten in Westafrika ausdrücklich gutheißt. Der zentrale Passus klang wie eine Antwort auf die regional wachsenden Widerstände gegen die Truppenpräsenz der einstigen Kolonialmacht.

Konkret versprach Macron, die französische Operation Barkhane durch 220 Mann zu verstärken. Die Operation soll sich nicht mehr nur auf das Wüstengebiet in und um Nordmali konzentrieren, sondern auch auf das Grenzgebiet mit Burkina und Niger, wo die islamistische Terrormiliz "IS Grand Sahara" seit Monaten ein Blutbad ums andere anrichtet. Im Zentrum Malis soll die Uno-Truppe Minusma stärker in Erscheinung treten, und in der Tuareg-Stadt Kidal soll die malische Armee nach dem Rechten sehen.

Uneinige Verbündete

Allein der Fall Kidal zeigt das ganze Problem auf: Franzosen und Malier sind sich alles andere als einig, wie mit den Wüstennomaden zu verfahren sei – was die antifranzösischen Demonstrationen in der Hauptstadt Bamako zusätzlich anheizt. Die genannten Militäreinsätze sollen in Zukunft durch eine "Koalition für den Sahel" koordiniert werden.

Dieses Gremium, das an die westlichen Allianzen im Irak erinnert und unausgesprochen französisch gelenkt wäre, umfasst laut Gipfelerklärung:

  • die Operation Barkhane mit bisher 4.500 Soldaten,
  • die 5.000 Mann starke, allerdings erst im Aufbau befindliche Einsatztruppe G5-Sahel der fünf beteiligten Standortstaaten sowie
  • die europäische Taskforce Takuba mit mehreren Hundert Soldaten "williger" EU-Staaten.

Die nach einem Tuareg-Schwert benannte EU-Einheit war im vergangenen Sommer von französischer Seite angekündigt worden und sollte eigentlich in diesem Jänner stehen. Bisher haben aber nur Belgien und Estland einige wenige Soldaten entsandt; Tschechien überlegt es sich. Paris hofft auf die Beteiligung von zehn EU-Mitgliedern, darunter vor allem Deutschlands.

Macron weiß, dass in Berlin große Skepsis herrscht, ob ein Militäreinsatz die einzig richtige Antwort in dem riesigen und mittellosen Sahelgebiet ist. Die Schlusserklärung des Gipfels von Pau betont deshalb die Rolle zweier deutsch-französischer Initiativen namens "P3S" (2019) und "Allianz für den Sahel" (2017) für wirtschaftliche und politische Aufbauarbeit.

Ärger über Deutschland

Macron verhehlt nicht, dass ihm die deutsche Beteiligung sehr wichtig wäre. Sein Werben in der Schlusserklärung kommt zwar verklausuliert daher, ist aber nicht frei von Verärgerung über die Passivität Berlins. Die Zweifel vieler Europäer am selbstlosen Engagement der ehemaligen Kolonialmacht in Westafrika verstärken die Frustrationen in Paris nur noch.

Spürbar ist dies vor allem seit dem letzten Nato-Gipfel, als Macron das nordatlantische Verteidigungsbündnis für "hirntot" erklärte. Die danach laut gewordene Kritik aus Berlin kontert er mit dem Hinweis, dass Frankreich nicht nur über eine europäische Verteidigung rede; im Sahel tue es wirklich etwas für die Sicherheit Europas – und entrichte dafür auch einen hohen Blutzoll. Aus diesem Grund organisierte Macron am Montag auch ein Gipfelfoto vor den Grabkränzen jener sechs Soldaten aus Pau, die im Dezember in Mali gefallen waren. (Stefan Brändle aus Paris, 14.1.2020)