Kein USB-Anschluss, kein Kopfhörerstecker, kein konventioneller Lautsprecher, keine Tasten, aber dafür ein wasserdichtes Gehäuse. Mit einem Konzept-Smartphone namens "Meizu Zero" machte der chinesische Hersteller Meizu Anfang 2019 Schlagzeilen. Eine Crowdfundingkampagne für das Gerät scheiterte allerdings deutlich und bald darauf gestand man ein, dass das Ganze ohnehin nur als PR-Stunt gedacht war.

Doch was vor einem Jahr noch ein Marketinggag war, könnte in absehbarer Zeit zum Teil Realität werden, berichtet Wired. Hersteller entdecken zunehmend Technologien für sich, die klassische Knöpfe ablösen. Das Zeitalter der tatenlosen Handys steht bevor.

MEIZU

Drückbare Ränder statt Tasten

Es ist die fast logische Fortsetzung dessen, was mit der Aufgabe des Kopfhörersteckers bei vielen Herstellern – oftmals zugunsten der Einführung von Wireless Charging – begonnen hat. Auch mit Alternativen zu Tasten wird bereits experimentiert. 2018 setzte HTC beim U12 Plus auf druckempfindliche Randbereiche anstelle von Tasten. Ein Feature, das Google mittlerweile zur Pixel-Reihe gebracht hat. Wer seitlich Druck auf das Handy ausübt, ruft den Google Assistant auf. Asus wiederum hat drucksensitive Randbereiche bei seinem Gaminghandy ROG 2, die sich wie Schultertasten nutzen lassen.

Die Technik hat freilich Fortschritte gemacht. Waren die simulierten Tasten beim U12 Pro noch leicht versehentlich auszulösen, so funktioniert die Erkennung bei den vom Unternehmen Sentons auf der CES ausgestellten Geräte flott und zuverlässig. Das kalifornische Unternehmen steckt hinter der ultraschallbasierten Technologie. Es sollen bereits 10 bis 12 weitere Geräte mit solchen Features von verschiedenen Herstellern in Entwicklung sein.

Nicht nur für Handys

Die Vorteile liegen auf der Hand. Man kann mechanische Teile ersetzen, die sich über Zeit abnutzen und erhält mehr Flexibilität beim Design von Geräten. Insbesondere jetzt, wo erste Hersteller mit sogenannten "Waterfall"-Displays experimentieren, die sich über Vorder- und Rückseite von Handys erstrecken. Es geht allerdings nicht nur um Smartphones, Sentons "SurfaceWave" funktioniert mit zahlreichen Oberflächen und theoretisch auch mit der menschlichen Haut.

Freilich gibt es aber auch Herausforderung, etwa eine zufriedenstellende Simulation von haptischem Feedback, die dem Nutzer vorgaukelt, er hätte gerade eine echte Taste gedrückt.

Einst war es nur ein PR-Gag, doch bald könnten tastenlose Handys wie das Meizu Zero eine ernsthafte Rolle am Markt spielen.
Foto: Meizu

Die Technologie ist (fast) soweit

Ob mit dem Einzug von mehr tastenlosen Handys auch die USB-Anschlüsse verschwinden werden, bleibt abzuwarten. Im Moment sind sie für das rasche Aufladen von Handys noch unverzichtbar. Doch auch Wireless Charging wird fleißig weiter entwickelt. Der Ohrhörer wiederum lässt sich dank "Knochenschall" ebenfalls schon ersetzen und die normale Soundausgabe kann über den Bildschirm erfolgen. Die eSIM wiederum macht den Karteneinschub obsolet. Die Alternativen zur etablierten Bauart sind prinzipiell also schon da.

Hinzu kommt, dass sich drahtloses Bluetooth-Kopfhörer steigender Beliebtheit erfreuen. Alleine Apple soll 2019 sechs Milliarden Dollar nur mit seinen Airpods eingenommen haben.

Schlechte Aussichten bieten komplett tasten- und anschlussfreie Smartphones freilich in Sachen Reparierbarkeit. Schon heute können die Akkus in vielen Highend-Handys selbst von versierten Nutzern nur unter hohem Risiko selbst getauscht werden. (gpi, 18.01.2020)